„Im Team ist kein Platz für Eitelkeiten“
Mit dem FC Ingolstadt in die Erste Bundesliga aufgestiegen, im Team auch am Sonntag in Moskau nur Nummer zwei. Ramazan Özcan kann damit leben.
Für Außenstehende mag es ein wenig seltsam anmuten, dass Teamchef Marcel Koller im Tor ausgerechnet auf jenen Mann setzt, der kaum über Spielpraxis verfügt. Aber Robert Almer, bis zuletzt Hannovers Nummer zwei und künftig die Nummer eins bei Austria Wien, hat den Schweizer nie enttäuscht.
Ramazan Öczan, eben erst mit Ingolstadt aus der Zweiten in die Erste deutsche Bundesliga aufgestiegen und daran dank starker Leistungen im Tor alles andere als unbeteiligt, kann damit leben, seinem Konkurrenten im Team von der Bank aus die Daumen drücken zu müssen. Und das sagt er nicht nur, das meint er auch so. „Wir alle haben ein ganz großes Ziel, da wäre es also völlig fehl am Platz, persönliche Eitelkeiten in den Vordergrund zu stellen. Ich bin stolz, überhaupt dabei zu sein, und habe großen Spaß beim Team, also werde ich mich hüten, Theater zu machen. Aber klar werde ich weiterhin alles dafür tun, die Nase eines Tages vorn zu haben. Vielleicht bei der Euro.“
Vom Stürmer zum Tormann
Der am 28. Juni vor 31 Jahren in Hohenems geborene Tormann, der in seiner frühen Jugend noch Mittelstürmer war und sich in dieser Zeit den Spitznamen „Rambo“eingehandelt hat, war schon einmal in der deutschen Bundesliga tätig, als er in Hoffenheim unter Vertrag stand. „Das lief nicht ganz so, wie ich mir das vorgestellt habe“, gibt Rambo zu, „aber ich hadere nicht mit der Vergangenheit.“
Vielmehr blickt er in die nahe Zukunft, und auf diese freut er sich. „Wenn wir es im ersten Jahr schaffen, nicht abzusteigen, dann ist auf Sicht so manches möglich. Warum sollte sich Ingolstadt denn nicht als Mittelständler in der ersten Liga etablieren? Die Voraussetzungen, nicht zuletzt von der Infrastruktur her, sind dafür durchaus gegeben.“
Sein Vertrag beim Aufsteiger geht noch für ein Jahr. Und dass er sich in diesem Jahr ins Rampenlicht spielen kann, ist ihm klar: „Das vergangene Jahr war ein ganz großes. Wer weiß, folgt nun ein noch größeres.“
An diesem großen Jahr mit dem Aufstieg hatte natürlich auch der Trainer maßgeblichen Anteil – der gebürtige Steirer Ralph Hasenhüttl. „Der hat, wie auch Teamchef Marcel Koller, ein perfektes Gespür für die Spieler. Auch die Philosophie ist ähnlich. Und beide sind ganz akribische Arbeiter“, urteilt Özcan. Und doch würde es einen großen Unterschied geben. „In Sachen Emotionen sind sie wie Tag und Nacht. Bei Hasenhüttl wär’s nicht überraschend, würde er nach einem Tor jubelnd bis zur Mittellinie oder noch weiter laufen.“ Der Serbe Milorad Mazic leitet am Sonntag in Moskau Russland gegen Österreich. Marc Janko und Co. ist der 42-Jährige bekannt, pfiff er doch am 6. 10. 2013 Österreichs 0:3 in der WM-Qualifikation in München gegen Deutschland.