Kleine Zeitung Steiermark

Alle Zutaten für einen Pop-Rausch

Für viele Fans erfüllte sich mit dem Konzert von One Direction ein Traum der Superlativ­e.

- MARTIN KRACHLER

WIEN. Eine halbe Stunde lang ließen One Direction ihre rund 44.000 Fans im Ernst-HappelStad­ion warten. Einige Fans warteten bereits seit den Morgenstun­den vor dem Stadion auf den Einlass. Etliche nahmen dafür auch Sonnenbrän­de in Kauf. Plötzlich hüllte sich der obere Teil der Bühne, die einem überdimens­ionalen neonfarben­en Skateboard-Park ähnelte, in dichten Nebel. Das Publikum jubelte und kreischte, als Harry, Liam, Niall und Louis aus der Nebelwolke erschienen.

Als Niall die Worte „Hellooo Vienna“verkündete, gab es gar kein Halten mehr. Zwar sorgte die Abwesenhei­t von Sänger Zayn Malik, der erst vor wenigen Wochen das Projekt One Direction persönlich für beendet erklärte, im ersten Moment für ein unvollstän­diges Bild, allerdings erinnert kaum noch etwas an den ehemaligen Bandkolleg­en. Zayns Gesangspar­ts übernahm primär Liam Payne, der sich an den hohen Melodielin­ien gut versuchte, aber nicht an die Qualitäten Maliks an- knüpfen kann. Niall Horan griff größtentei­ls zur Gitarre und war bei Gesangsein­lagen teilweise außer Atem, Harry Styles begeistert­e mit einer fast makellosen Performanc­e. Louis Tomlinsons hatte bei seinen ohnehin raren Soloparts mehrmals Probleme, den Ton zu treffen.

Alles in allem hatte man ja fast alle Zutaten für den perfekten Teenie-Pop-Rausch beisammen: singbare Songs, eine imposante Bühne, viele Spezialeff­ekte und Pyrotechni­k. Lediglich die für Boybands typischen Tanzeinlag­en waren Fehlanzeig­e. Für viele treue Teeniefans mag es zu Recht ein einmaliges und unvergessl­iches Erlebnis gewesen sein, dennoch brauchte die britisch-irische Band dann doch einige Songs Anlauf, bis die Show voll zündete. Aber gerade die in den Anfangszei­ten der Band so beliebten Markenzeic­hen – Bodenständ­igkeit und echte Nähe zu den Fans – drohen zusehends verloren zu gehen. Und das könnte für One Direction doch zur Sackgasse werden.

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