ZUR PERSON
Otto Schenk, geboren am 12. 6. 1930 in Wien. Verheiratet mit Renee, ein Sohn. Er spielte und inszenierte an den bedeutendsten Schauspiel- und Opernhäusern der Welt. Von 1988 bis 1997 Direktor des Theaters in der Josefstadt. Am 30. Juli tritt er wieder in der Burgruine Finkenstein auf. Aber solange das Gehirn funktioniert, wird man auch mit der Krankheit fertig. Wenn das Gehirn einmal nachlässt, möchte ich das Schicksal bitten, dass es rechtzeitig Schluss macht.
Sie trainieren Ihr Gehirn täglich mit dem Lernen von Rollen? SCHENK: Ja, lesen muss man, neugierig muss man bleiben.
Warum hatten Sie eigentlich nie das Gefühl, jung zu sein? SCHENK: Ich erinnere mich, dass ich als Kind stundenlang vor dem Spiegel gestanden bin und gefragt habe: Wer ist der? Ich habe nie gedacht, dass ich ein Kind bin. Es ist eine große Ungerechtigkeit, dass wir eine so große Sehnsucht nach Unsterblichkeit haben.
Auch ein Grund, warum man irgendwann Geburtstage nicht mehr so gern feiert? SCHENK: Ja, weil es todestagsähnlich ist. Der Geburtstag macht aufmerksam, dass alles begrenzt ist. Erbarmungslos steht hinter der Torte: Jetzt bist du nicht mehr jung. Wirklich schlimm ist, wenn die Freunde sterben. Das ist fast unerträglich, da muss man wegfühlen, da muss man sich verschließen.
Vor zwei Jahren haben Sie in „Chuzpe“den 87-jährigen Juden Edek gespielt, der noch ein Restaurant eröffnet hat. Ist der „Rosenkavalier“, den Sie in Chicago wieder inszenieren sollen, Ihr Restaurant? SCHENK: Nein, denn Edek hat das Restaurant gerne eröffnet, ich muss gezwungen oder verführt werden. Das ist der Dämon. Ich sage immer, dass ich nichts mehr mache, aber das nützt nichts. Dann kommt wieder einer und sagt „Machen wir das“und dann geht es weiter. Eine Kettenreaktion wie unser Interview.