Reininghaus: Ringen um Mobilitätsvertrag eskaliert
Bisher hat noch kein einziger Investor den Mobilitäts- und Gestaltungsvertrag unterschrieben. Der Stadt reißt langsam der Geduldsfaden.
Das Papier ist mit 20. März 2015 datiert. Aber bis heute, den 27. Juni, ist es immer noch nicht unterschrieben. Der Titel klingt sperrig: „Vereinbarung über die Erschließungs- und Gestaltungsmaßnahmen“für Reininghaus. Der Inhalt hat es aber in sich: Dabei wird die Anzahl der Parkplätze geregelt, Maßnahmen zur Förderung der sanften Mobilität formuliert, der Nutzungsmix von maximal 60 Prozent Wohnen festgeschrieben – und viele Details mehr.
Abgeschlossen werden muss der Vertrag zwischen der Stadt Graz und Wolfgang Erber, der als erster Bauherr in Reininghaus aktiv werden will. Was die Situation zusätzlich brisant macht: Alle anderen großen Genossenschaften, die sich in Reininghaus Grundstücke gesichert haben, sitzen unsichtbar mit am Verhandlungstisch. Denn was für Erber gilt, wird auch für sie gelten.
Die Knackpunkte
Trotz mehrerer Verhandlungsrunden wünscht sich Wolfgang Erber weitere Gespräche. Bei den Pkw-Parkplätzen hat die Stadt ja bereits nachgegeben. Ursprünglich sollten alle in einer Sammelgarage sein, jetzt dürfen 50 Prozent der Parkplätze von einem Haus aus direkt erreichbar sein. Weiterer Knackpunkt: Anzeigetafeln mit den Öffi-Abfahrtszeiten in den Häusern und Fahrradservicestationen.
Vor allem aber dürfte es ums Geld gehen. Die Investoren wollen, dass die Zusatzmaßnahmen, die sie setzen, mit jenen 32 Euro pro Quadratmeter Bruttogeschäftsflächen gegengerechnet (also reduziert) werden, die sie der Stadt als Infrastrukturbeitrag zahlen. Für Verkehrsstadtrat Mario Eustacchio ist jetzt aber eine Grenze erreicht. Seine Ansage: „Für mich ist da nichts mehr zu verhandeln.“Und: ohne unterschriebenen Vertrag kein Bebauungsplan. „Die hohe Dichte, die wir in Reininghaus haben wollen, ist ja nur dann möglich, wenn wir der sanften Mobilität klar den Vorrang einräumen“, so Eustacchio. „Sonst funktioniert das ganze Viertel ja nicht.“
Bauherr Wolfgang Erber zeigt sich gelassen. Er will laufende Verhandlungen nicht kommentieren, geht aber von einer baldigen Einigung aus. Und: „Am Zeitplan, dass ich im Oktober 2015 zu bauen beginne, halte ich fest.“