Sie werfen sich in Schale
Die Steirer am Puls der Zeit: auf den Spuren alternativer Weine im Vorfeld der heutigen Weinkost der auf dem Pogusch.
Anders. Für den ersten Schluck alternativen Weins ist das wohl der treffendste Begriff. Wer die fruchtigen Sauvignons und Burgunder aus der Südsteiermark im Kopf hat, findet ihn zunächst eher seltsam als wunderbar – herb, eckig, fremd. Ähnlich empfand es Sommelier Christian Zach, der 1991 einen biodynamischen Wein von Pionier Nicolas Joly kostete – und „nichts damit anfangen konnte“. Etwa zur gleichen Zeit probierte der Südsteirer Sepp Muster einen orangefarbenen Wein – und war so begeistert, dass er den kompletten Weinbaubetrieb auf eine biodynamische Produktion umstellte. Mittlerweile liefert er an die Toprestaurants in der ganzen Welt. Es sind Weine mit feiner Säure, alles andere als üppig und fruchtbetont. Teils sind sie naturtrüb wie Apfelsaft. Früher hätte man einen solchen Wein als fehlerhaft abgetan.
Nicht nur im Geschmack und in der Optik unterscheiden sich alternative Weine von konventionellen: Es gibt keine Prüfnummer, keine einheitliche Bezeichnung. Orange-, Raw- oder Naturweine werden sie genannt. Etwas irreführend, denn es gibt noch keine Auflagen, Willi Klinger, Österreichisches Weinmarketing dass biologisch oder gar biodynamisch produziert werden muss. „Der Begriff ist Unsinn“, hakt Zach nach. „Es gibt nur wenige Winzer weltweit, die Wein wirklich wild wachsen lassen.“
Die Frage sei vielmehr, wie weit man als Winzer Einfluss nimmt. „Wir nehmen nichts weg und geben nichts dazu“, erklärt Muster seine Art, Wein zu machen. Manche Winzer vergraben ganze Holzfässer in der Erde, manche füllen sie in Tonamphoren wie vor Tausenden Jahren in Georgien.
Was davon ist Show, was echt? Manche werfen sich schlicht den Marketingmantel um, man will dem Trend folgen. Doch bislang ist alternativ nicht im- mer gleich großartig. „Ich kenne allerdings keine Weinregion, die so viele bemerkenswerte Ergebnisse liefert wie die Steiermark“, erklärt Willi Klinger, Leiter des Österreichischen Weinmarketings. „Einem Großteil gelingt es, trotz völlig neuer Herangehensweise, große Weine zu produzieren.“
Interzellular
Auch Topwinzer, die sich noch auf konventionellen Bahnen bewegen, beschäftigen sich mit dem Thema alternativer Wein. So ist etwa der IZ aus dem Hause Tement ein gelungenes Beispiel für einen „anderen“Wein – oder „Slow Wine“, langsamer Wein, wie ihn Andreas Wickhoff, Master of Wine, bezeichnet. In diesem Fall sehr treffend, denn der IZ, abgekürzt für interzellular, reift 48 Monate, bis er