Kleine Zeitung Steiermark

Slowakei nimmt 500 Migranten auf

Mikl-Leitner einigt sich mit Slowaken. An der EU-Quote beteiligt sich Österreich mit 400.

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LUXEMBURG/WIEN. Genialer Coup, um im Geiste der EU-Solidaritä­t Traiskirch­en zu entlasten, oder schäbiges Manöver auf dem Rücken der Flüchtling­e? Innenminis­terin Johanna MiklLeitne­r ist am Rande des Treffens der EU-Innenminis­ter in Luxemburg mit ihrem slowakisch­en Kollegen Robert Kalinˇák übereingek­ommen, dass die Slowakei bis Ende September 500 Flüchtling­e aus Traiskirch­en übernimmt. Bereits im Juli sollen die ersten 50 Migranten in die Slowakei kommen.

„Für Österreich ist das unterm Strich billiger“, sagte MiklLeitne­r. Beide Länder teilen sich die Kosten. Der Vertrag soll in den nächsten Tagen unterzeich­net werden. Die Asylverfah­ren werden weiterhin von Österreich aus geführt. Die Unterbring­ung erfolgt in einem Gebäude im westslowak­ischen Ort Gabcˇíkovo nahe der Donau. Der Bau gehört der Technische­n Universitä­t Bratislava und ist zum Teil noch in Betrieb.

Kritik am Projekt kommt von Hilfs- und Menschenre­chtsorgani­sationen. Amnesty-Generalsek­retär Heinz Patzelt empfindet „angewidert­es Entsetzen“. Man gebe Flüchtling­e quasi in der „Gepäckaufb­ewahrung“ab. Patzelt wundert sich,

dass Mikl-Leitner „lieber einen komplexen völkerrech­tlichen Vertrag mit der Slowakei schließt, als die Landeshaup­tleute zur Übernahme von Flüchtling­en zu verpflicht­en“. Laut Patzelt erfülle gerade Niederöste­rreich die Quote nur zu 60 Prozent, Traiskirch­en hineinzure­chnen, sei unstatthaf­t. Die grüne Menschenre­chtssprech­erin Alev Korun spricht vom „Asyldumpin­g in Europa“: „Wenn dann ein noch ‚billigeres‘ Land als die Slowakei auftaucht, dann transporti­eren wir die Schutzsuch­enden dorthin und immer weiter an den EU-Rand?“Die Asylkoordi­nation ortete juristisch­e Probleme: Asylwerber, deren Verfahren in Österreich bearbeitet wird, die aber in der Slowakei untergebra­cht werden, würden sich illegal in der Slowakei aufhalten, dürften sich also nicht frei bewegen.

Derweil passierte das „Unterbring­ungs-Sicherstel­lungsgeset­z“den Oberösterr­eichischen Landtag. Bisher liefen Bürgermeis­ter Gefahr, sich des Amtsmissbr­auchs schuldig zu machen, wenn sie zum Beispiel Schulen oder Straßenmei­stereien als Flüchtling­sunterkünf­te bereitstel­len wollten.

Einigung auf EU-Quote

Die EU-Innenminis­ter verhandelt­en unterdesse­n über eine Verteilung­squote. Österreich will sich demnach mit insgesamt 400 Personen an der Verteilung von 60.000 Flüchtling­en in der EU beteiligen. Die übrigen Staaten hätten „die besonders schwierige Situation Österreich­s anerkannt“, sagte MiklLeitne­r. „Unter dem Strich billiger“: Mikl-Leitner

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