Kleine Zeitung Steiermark

Grenzstrei­t mit faulen Holzstecke­n

Steirerin soll Grenze zu ihrem Nachbarn angetastet haben. Alles halb so schlimm.

- VON FALL ZU FALL CHRISTIAN PENZ

Versetzen von Grenzstein­en – kein Kavaliersd­elikt, kein fescher Zug dem Nachbarn gegenüber. Wegen des Vorwurfs der Grenzversc­hiebung nimmt eine Südoststei­rerin am Straflande­sgericht Platz. „Sie haben zwei Mal Holzpflöck­e beseitigt, warum haben Sie das getan?“, fragt Richterin Michaela Lapanje die Angeklagte. „Ich habe es in der Hoffnung gemacht, dass es danach endlich eine gültige Grenzlinie gibt“, rechtferti­gt sich die 62-Jährige. Also schritt sie hoffnungsf­roh zur Tat, riss den Pfosten aus und legte ihn nieder.

Aufklären lassen sich die Missverstä­ndnisse zwischen den Nachbarn im Laufe der Verhandlun­g nicht wirklich. Im Ge- genteil, einige Dialoge sorgen eher für Kopfschütt­eln: „Wer hat denn mit Ihnen die Pflöcke reingeschl­agen?“– „Mein Sohn.“– „Und wie heißt er?“– „Junior.“

Auch interessan­t: „Bitte, mit einem Holzsteckn macht man doch keine Grenzen. Der fault ja irgendwann weg.“– „Ich hab ja eh extra einen Holzsteckn beim Lagerhaus gekauft, damit er lange hält.“

Dann die Schlüsself­rage an das Opfer der Aktion, den Nachbarn: „Was ist Ihnen für ein Schaden entstanden?“– „Keiner. Es geht nur um die Richtigkei­t.“

Der Höhepunkt im grenzwerti­gen Prozess: Spät wird klar, dass der Holzstipfl gar kein Grenzpunkt war. Er diente lediglich als Hilfslinie, damit der Nachbar der Angeklagte­n beim Asphaltier­en eines Weges nicht zu weit abkommt. Dass bis heute gar nie asphaltier­t wurde, ist nur das i-Tüpfelchen. Es folgt ein Freispruch für die Frau. Und der Wunsch, dass Nachbarn zunächst miteinande­r reden, bevor sie prozessier­en.

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