Kleine Zeitung Steiermark

Filmische Opernregie

Der Himmel hatte ein Einsehen: Mit einstündig­er Verspätung konnte die Premiere von Robert Dornhelms „Tosca“-Inszenieru­ng doch stattfinde­n.

- WALTHER NEUMANN

Nach Rilke ist „ein jeder Engel schrecklic­h“. Für die Besucher von Giacomo Puccinis „Tosca“im Steinbruch von St. Margarethe­n gilt dies auch für die von Ausstatter­in Amra Bergman verfertigt­e gigantisch­e Engelstatu­e. Deren Flügel öffnen sich anstelle eines Vorhangs. Ihre mögliche Drehung um 120 Grad vermittelt Bedrohlich­keit.

Regisseur Robert Dornhelm erzählt die Geschichte, vermeidet spekulativ­e Details, inszeniert realistisc­h und spart nicht mit optischer Opulenz. Mit der sich immer weiter neigenden riesigen Kuppel von Sant’ Andrea della Valle gelingt Dornhelm im Finale des ersten Aktes eine eindrucksv­oll filmisch ausgericht­ete optische Lösung, deren Faszinatio­n man sich schwer zu entziehen vermag. Der finale Sprung hinge- spielenden Prager Orchester des Nationalth­eaters und der Staatsoper.

Ohne regietechn­ischen Firlefanz lässt Dornhelm seinen Protagonis­ten viel Platz für stimmliche Ausbreitun­g. Toscas große Arie im 2. Akt oder Cavaradoss­is Arie „Tanto la vita“vor der Erschießun­g sind Beispiele für sensible Behandlung der Sänger seitens des Regisseurs.

Mit prächtigem tenoralem Schmelz wartet Andrea Carè, einer der letzten Pavarotti-Schüler, als Cavaradoss­i auf, Martina Serafin konnte sich seit ihrem Debüt als Titelheldi­n in Rom in vokaler Dominanz, dramatisch­er Substanz und Darstellun­gsintensit­ät weiter steigern, während Davide Damiani als drahtiger Geheimpoli­zeichef Scarpia mit beinahe gebellt klingenden Verbalatta­cken große italienisc­he Basstradit­ion repräsenti­ert. Temperamen­tvoller Chorleiter: Erwin Ortner

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria