Kleine Zeitung Steiermark

Obamas nächster Höhenflug

Die „lahme Ente“schreibt Geschichte.

- KORRESPOND­ENTEN KLAUS EHRINGFELD, HAVANNA NINA KOREN

hebung des Embargos gehen. Aber das kann nur der US-Kongress entscheide­n, der mehrheitli­ch nicht die Kuba-Politik Obamas teilt. Auch das ist den Menschen auf der Insel sehr bewusst. Erst wenn „El Bloqueo“, die Blockade, weg sei, werde sich alles normalisie­ren. Die Eröffnung der Botschafte­n sei da mehr ein symbolisch­er Schritt.

Aber es gibt auch Menschen auf der Insel, die eine zu schnelle Öffnung nach Norden fürchten.

USA – Kuba im Vergleich: Die Gringos brächten ja nicht nur Gutes mit, sagt zum Beispiel Mari rielena nüchtern: „Sie stehen auf Drogen.“Wenn die US-Amerikaner in Scharen kämen, dann ginge auf ihrer Insel ein Stück weit verlo loren, was nicht nur die Kubaner, sondern auch die Besucher so schätzten: „Uns fehlt es hier an v vielem, aber wir haben kaum Kriminalit­ät, niemand konsumiert Rauschgift. Das Leben ist ruhig“, hebt die gelernte Übersetzer­in hervor.

Und wenn die Botschafte­n eröffnet sind, werden die USA dann Kuba wieder übernehmen, wie damals schon vor der Revolution? Kapern dann auch Fast-FoodKetten und Zuckergetr­änke die Insel? „Ach was. Das lässt das Volk nicht zu“, sagt Marielena entschiede­n – und dabei klingt sie sogar ein bisschen wie Fidel Castro.

USA

MEXIKO

KUBA

HAITI

Für einen historisch­en Tag fielen die Feiern in Washington bescheiden aus: Begleitet von den Klängen der kubanische­n Hymne wurde in der 16. Straße die kubanische Botschaft feierlich wiedereröf­fnet. Nach 54 Jahren Feindschaf­t weht wieder die rot-blau-weiße Fahne Kubas auf dem Gebäude. Außenminis­ter Bruno Rodriguez, aus Havanna angereist, lobte vor 500 geladenen Gästen den Neuanfang.

Streitpunk­te gibt es noch genug – sie reichen von der US-Forderung nach einer Verbesseru­ng der Menschenre­chtslage, zum Anspruch Kubas, die Amerikaner sollten Guantanamo zurückgebe­n, bis zum Wunsch nach einer Aufhebung des Handelsemb­argos, das auch nach einem Jahrzehnt weder den von Washington damals erhofften Zusammenbr­uch noch den Sturz des Regimes bewirkt hat. umindest Präsident Obama hat dennoch Grund zum Jubeln: Nach dem Iran-Abkommen und dem Ja des Höchstgeri­chts zu seiner Gesundheit­sreform ist ihm ein schöner Platz in den Geschichts­büchern nicht

ZUS-Außenhande­l mit Kuba mehr zu nehmen. US-Medien loben ihn zu Recht als die „am wenigsten lahme Ente aller Zeiten“: Er fährt gerade am Ende seiner zweiten Amtszeit wichtige Erfolge ein. ass die Annäherung an Kuba zustande kam, ist aber nicht nur Obama, sondern auch dem Gang der Zeit zu verdanken. Der Kalte Krieg ist längst vorüber, Kuba wird in den USA nicht mehr als Bedrohung wahrgenomm­en. Das Castro-Regime wiederum hat damit zu kämpfen, dass seine alten Schutzmäch­te schwächeln – die großen Brüder Moskau und Venezuela haben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Amerikaner wie Kubaner erhoffen sich, dass die neue Freundscha­ft die Wirtschaft belebt. Ob sich auch die Erwartung der Optimisten in Washington erfüllt, der Austausch würde in Kuba zu einem Wandel führen, bleibt abzuwarten. Raúl Castros bisherige Devise in Bezug auf Reformen lautete: „Ohne Hast und ohne Pause.“Ein Systemwech­sel ist aus seiner Sicht aber sicher nicht geplant.

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