Obamas nächster Höhenflug
Die „lahme Ente“schreibt Geschichte.
hebung des Embargos gehen. Aber das kann nur der US-Kongress entscheiden, der mehrheitlich nicht die Kuba-Politik Obamas teilt. Auch das ist den Menschen auf der Insel sehr bewusst. Erst wenn „El Bloqueo“, die Blockade, weg sei, werde sich alles normalisieren. Die Eröffnung der Botschaften sei da mehr ein symbolischer Schritt.
Aber es gibt auch Menschen auf der Insel, die eine zu schnelle Öffnung nach Norden fürchten.
USA – Kuba im Vergleich: Die Gringos brächten ja nicht nur Gutes mit, sagt zum Beispiel Mari rielena nüchtern: „Sie stehen auf Drogen.“Wenn die US-Amerikaner in Scharen kämen, dann ginge auf ihrer Insel ein Stück weit verlo loren, was nicht nur die Kubaner, sondern auch die Besucher so schätzten: „Uns fehlt es hier an v vielem, aber wir haben kaum Kriminalität, niemand konsumiert Rauschgift. Das Leben ist ruhig“, hebt die gelernte Übersetzerin hervor.
Und wenn die Botschaften eröffnet sind, werden die USA dann Kuba wieder übernehmen, wie damals schon vor der Revolution? Kapern dann auch Fast-FoodKetten und Zuckergetränke die Insel? „Ach was. Das lässt das Volk nicht zu“, sagt Marielena entschieden – und dabei klingt sie sogar ein bisschen wie Fidel Castro.
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Für einen historischen Tag fielen die Feiern in Washington bescheiden aus: Begleitet von den Klängen der kubanischen Hymne wurde in der 16. Straße die kubanische Botschaft feierlich wiedereröffnet. Nach 54 Jahren Feindschaft weht wieder die rot-blau-weiße Fahne Kubas auf dem Gebäude. Außenminister Bruno Rodriguez, aus Havanna angereist, lobte vor 500 geladenen Gästen den Neuanfang.
Streitpunkte gibt es noch genug – sie reichen von der US-Forderung nach einer Verbesserung der Menschenrechtslage, zum Anspruch Kubas, die Amerikaner sollten Guantanamo zurückgeben, bis zum Wunsch nach einer Aufhebung des Handelsembargos, das auch nach einem Jahrzehnt weder den von Washington damals erhofften Zusammenbruch noch den Sturz des Regimes bewirkt hat. umindest Präsident Obama hat dennoch Grund zum Jubeln: Nach dem Iran-Abkommen und dem Ja des Höchstgerichts zu seiner Gesundheitsreform ist ihm ein schöner Platz in den Geschichtsbüchern nicht
ZUS-Außenhandel mit Kuba mehr zu nehmen. US-Medien loben ihn zu Recht als die „am wenigsten lahme Ente aller Zeiten“: Er fährt gerade am Ende seiner zweiten Amtszeit wichtige Erfolge ein. ass die Annäherung an Kuba zustande kam, ist aber nicht nur Obama, sondern auch dem Gang der Zeit zu verdanken. Der Kalte Krieg ist längst vorüber, Kuba wird in den USA nicht mehr als Bedrohung wahrgenommen. Das Castro-Regime wiederum hat damit zu kämpfen, dass seine alten Schutzmächte schwächeln – die großen Brüder Moskau und Venezuela haben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Amerikaner wie Kubaner erhoffen sich, dass die neue Freundschaft die Wirtschaft belebt. Ob sich auch die Erwartung der Optimisten in Washington erfüllt, der Austausch würde in Kuba zu einem Wandel führen, bleibt abzuwarten. Raúl Castros bisherige Devise in Bezug auf Reformen lautete: „Ohne Hast und ohne Pause.“Ein Systemwechsel ist aus seiner Sicht aber sicher nicht geplant.
D