Russen wollen einen „Auftragskiller“zurück
Zum zweiten Mal muss das Oberlandesgericht Wien über Auslieferung eines angeblichen russischen Auftragskillers entscheiden.
WIEN. Die Geschichte erinnert an den „Fall Alijew“. Ein Mann aus dem Osten – nun handelt es sich um Anatoly R. (38) –, gegen den wegen des Verdachtes auf mehrfachen Mord ermittelt wird, sitzt in Österreich in Haft und soll in sein Heimatland – in diesem Fall Russland – ausgeliefert werden. Was der Verdächtige nicht will: Auch er sieht sich politisch verfolgt und fürchtet unfaire und unmenschliche Behandlung.
Heute muss das Oberlandesgericht (OLG) Wien zum zweiten Mal darüber entscheiden. Im Jänner hatte es grünes Licht gegeben, nachdem Russland schriftlich eine Art „Garantieerklärung“für Anatoly R. abgegeben hatte. In der Folge brachte die Generalprokuratur jedoch eine Nichtigkeitsbeschwerde ein und die Auslieferung wurde aufgehoben.
Die Vorwürfe gegen Anatoly R. (Spitzname „Celentano“) lesen sich wie das Drehbuch für einen Actionfilm. Der Russe war in Wien untergetaucht und hatte unter falschem Namen bei einer Baufirma gearbeitet. Nach einem Hinweis wurde er im Februar 2014 von Beamten des Bundeskriminalamtes und der Sondereinheit Cobra geschnappt. Er soll in Sibirien der berüchtigten „TrunovBrigade“angehört beziehungsweise sie geleitet haben und neben Auftragsmorden auch für Schutzgelderpressungen, Waffenhandel und Bestechung von Amtsträgern verantwortlich gewesen sein. Er wird mit zumindest sechs Todesfällen in Zusammenhang gebracht. Sein Boss in der russischen Mafia soll der inzwischen zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilte Alexander T. gewesen sein, dem man beste Beziehungen zu Politikern der Region Nowosibirsk nachsagte.
Elmar Kresbach, der Anwalt von R., will jedenfalls „sämtliche Rechtsmittel“ausschöpfen, um eine Auslieferung zu verhindern. Anwalt Elmar Kresbach: gegen Auslieferung