„Ein Angriff gegen die Einheit unseres Landes“
Bombenanschlag auf Kurden in türkischer Grenzstadt Suruç mit zahlreichen Toten. IS-Hintergrund vermutet.
In einem Gemeindezentrum, das von der prokurdischen Partei HDP (Halkların Demokratik Partisi, zu Deutsch Demokratische Partei der Völker) betrieben wird, versammelten sich gestern Vormittag in der türkischen Grenzstadt Suruç Mitglieder einer sozialistischen Jugendorganisation. Nach einer Pressekonferenz wollten sie gemeinsam zu einer Hilfsaktion ins benachbarte Kobanê in Syrien aufbrechen. Doch ein Bombenanschlag setzte der Kundgebung ein jähes Ende. Ein im Internet aufgetauchtes Video zeigt, wie kurdische Aktivisten dicht gedrängt hinter einem Transparent stehen. Augenblicke später zerreißt eine gewaltige Explosion die Menschenmenge.
Nach Angaben des türkischen Innenministeriums wurden mindestens 30 Menschen getötet. Es soll auch über 100 Verletzte geben. Das Ministerium sprach von einem „terroristischen Angriff gegen die Einheit unseres Landes“und machte die Jihadistenmiliz „Islamischer Staat“(IS) für den Anschlag verantwortlich. Sollte sich die Vermutung bestätigen, dass ein Mitglied des IS das Attentat verübte, wäre dies der erste Anschlag der Jihadisten auf türkischem Boden. Medienbe- richten zufolge starben wenig später in Kobanê zwei Kämpfer der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) bei einer Explosion, deren Ursache vorerst unklar blieb. Die YPG hatten die Stadt Ende Jänner nach monatelangen Kämpfen mithilfe von US-Luftschlägen aus den Händen des IS befreit, der vor rund einem Jahr in großen Teilen Syriens und des Irak ein Kalifat ausgerufen hatte.