Polizei-Kritik: Betrüger sind nach Festnahme wieder frei
Zwei Männer versuchten einer Grazerin Geld herauszulocken. Bei der Geldübergabe klickten – zumindest für kurze Zeit – die Handschellen.
GRAZ. Statt schnelles Geld zu machen, endete das Abenteuer für zwei Kameruner – vorläufig – in Handschellen. Dass sie am Ende doch wieder auf freiem Fuß sind, sorgt in den Reihen der Polizei für harsche Kritik.
Zur Vorgeschichte: Eine 76-jährige Grazerin wollte im Juni ein Haus im Internet verkaufen, worauf sich ein Interessent aus Syrien per E-Mail meldete. Er gab an, auch sein Vermögen – 20 Millionen US-Dollar – außer Landes schaffen zu wollen. Das Bargeld sollte in einer Kiste über Umwegen nach Österreich gelangen.
Das kam der Dame noch nicht „spanisch“vor. Sie leistete eine Anzahlung in der Höhe von 1235 Euro, wobei ihr bei dem Transfer eine 20-prozentige Provision – immerhin vier Millionen Dollar –
Ein Beamter der Polizei versprochen wurde. Nach der Anzahlung wurden jedoch weitere 8500 Euro gefordert, um Gebühren begleichen zu können. Jetzt kamen der Pensionistin doch Zweifel über die Redlichkeit des Geschäftes und sie wandte sich an die Polizei. Dieser glückte daraufhin ein perfekter Einsatz: Bei der Übergabe des geforderten Geldes wurden die Verdächtigen in Eggenberg festgenommen. Der weitere Verlauf gefiel den Beamten der Exekutive jedoch weniger: „Für die Staatsanwaltschaft waren die Haftgründe nicht gegeben. Wir mussten die Täter nach der Einvernahme innerhalb der ersten 48 Stunden wieder freilassen.“Und dass, obwohl einer der Täter sogar extra aus Rom für die Übergabe angereist war: „Unserer Meinung nach handelte es sich also um Mitglieder einer organisierten Gruppe.“
Für die Staatsanwaltschaft begründet Hansjörg Bacher jedoch, „dass die Tat offenbar nicht schwerwiegend genug war oder weder Verdunkelungs-, Fluchtoder Tatbegehungsgefahr vorlag. Kein Gericht hätte da einer Haft zugestimmt.“Die beiden Kameruner wurden nun auf freiem Fuß angezeigt.