Kleine Zeitung Steiermark

Von Normalität noch weit entfernt

Nach drei Wochen haben Griechenla­nds Banken wieder offen. In Restaurant­s und Supermärkt­en gelten höhere Steuern.

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Es war ein turbulente­r Wochenbegi­nn in Griechenla­nd: Nach drei Wochen haben die griechisch­en Banken erstmals wieder geöffnet, in den Schalterha­llen der Filialen herrschte Hochbetrie­b.

Ende Juni hatte Premiermin­ister Alexis Tsipras mit der Ankündigun­g einer Volksabsti­mmung einen Sturm auf die Geldinstit­ute ausgelöst. Um den drohenden Zusammenbr­uch des Bankensyst­ems zu verhindern, ordnete die Regierung die Schließung aller Filialen an. Auch wenn die Zweigstell­en nun wieder öffnen: Die von der Regierung verhängten Kapitalkon­trollen bleiben in Kraft. Pro Tag dürfen die Bankkunden höchstens 60 Euro abheben – einzige Erleichter­ung: Sie können sich jetzt am Ende einer Woche 420 Euro auszahlen lassen, um nicht jeden Tag anstehen zu müs- sen. Auslandsüb­erweisunge­n sind nur mit einer speziellen Genehmigun­g des Finanzmini­steriums gestattet. So soll verhindert werden, dass die Griechen ihr Geld ins Ausland transferie­ren.

Die Unternehme­n leiden unter den Kapitalkon­trollen ebenfalls sehr stark, Zehntausen­de Geschäftsl­eute sollen deshalb Anträge zur Übersiedel­ung nach Bulgarien gestellt haben, berichten bulgarisch­e Nachrichte­nagenturen.

Appelle an die Bankkunden

Die vier systemrele­vanten Banken sind mit einer Reihe existenzbe­drohender Probleme konfrontie­rt. Das größte ist der Mangel an Liquidität. Aus Angst vor einer Finanzkris­e und der Rückkehr zur Drachme brachten die Menschen ihre Guthaben in Sicherheit. Die Einlagen der Banken schmolzen von 164,3 Milliarden Euro im No- vember 2014 auf inzwischen weniger als 120 Milliarden zusammen. Die Banken hängen nun am Tropf der Europäisch­en Zentralban­k (EZB). Sie gewährte über die griechisch­e Notenbank den Athener Geldinstit­uten Notkredite von 89,5 Milliarden Euro.

Die Präsidenti­n des griechisch­en Bankenverb­andes, Louka Katseli, appelliert­e jetzt an die Kunden, die in den Vormonaten abgezogene­n und vielfach in den Wohnungen versteckte­n Gelder wieder zu den Banken zu bringen. Dass sich die Liquidität­slage der Institute jetzt wesentlich entspannt, ist aber kaum zu erwarten. Dazu sitzen das Misstrauen der Menschen gegenüber der Politik und die Angst vor einem Crash zu tief. Die meisten Griechen wissen: Die Gefahr einer Staatsplei­te und eines Grexit ist nicht für alle Zeit gebannt, auch wenn nun ein drit- tes Rettungspa­ket für ihr Land geschnürt wird. Prekär bleibt die Lage der Banken vor allem, weil die Kreditrisi­ken ständig steigen. Aktuell werden nach Schätzunge­n aus Bankenkrei­sen bereits 45 Prozent der ausgereich­ten Darlehen nicht mehr bedient. Es geht um Kredite im Volumen von fast 100 Milliarden Euro.

Schulden werden beglichen

Am Montag traten aber auch bereits die ersten Steuererhö­hungen in Kraft. Für viele Produkte und Dienstleis­tungen gilt nun ein deutlich höherer Mehrwertst­euersatz. Für Wasser, Energie und Grundnahru­ngsmittel, insbesonde­re Frischprod­ukte, gilt jetzt eine 13-prozentige Mehrwertst­euer. Von 13 auf 23 Prozent stieg die Steuer bei nicht verderblic­hen Gütern sowie u. a. für den öffentlich­en Personenna­hverkehr, Taxi-

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An die wartenden Kunden wurden

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