„Der Schritt fiel mir sehr schwer“
Kathrin Nachbaur war lang die engste Vertraute von Frank Stronach. Nun wechselt sie zur ÖVP. Wir fragen sie, ob sie nicht Verrat am Wähler bzw. an Stronachs Prinzipien übe, wenn sie sich in den Schoß der großen Koalition begibt.
Sie waren jahrelang die engste Vertraute von Frank Stronach. Wie schwer ist Ihnen der Wechsel gefallen? KATHRIN NACHBAUR: Der Schritt ist mir sehr schwergefallen, weil ich viele Jahre mit Frank freundschaftlich und geschäftlich verbunden war. Ich hoffe, dass wir freundschaftlich verbunden bleiben. Ich habe allergrößten Respekt vor seinem Lebenswerk. Er hat das Team Stronach aus ehrenwerten Motiven heraus gegründet. Ich war mit sehr viel Herzblut dabei.
Was ist schiefgelaufen? NACHBAUR: Wir haben teils auf die falschen Personen gesetzt.
Hat Stronach nicht auch Fehler gemacht? NACHBAUR: Es steht mir nicht zu, ihn zu kritisieren. Ich bewundere ihn für seine Leistungen. Jiddisch sagt man: He is a real Mensch.
War nicht ein Problem, dass er zu wenig in Österreich war? NACHBAUR: Das hat die Sache nicht leichter gemacht.
Ist er nicht auch mit der falschen Vorstellung in die Politik gegangen? Hat er nicht die Leitung einer Partei mit der Leitung eines Konzerns verwechselt? NACHBAUR: Ich will über ihn kein schlechtes Wort verlieren. Ich verdanke ihm viel. Ich bedaure es, dass es so weit gekommen ist.
Sie haben ihm Samstagfrüh alles erklärt. Wie hat er reagiert? NACHBAUR: Ich kenne ihn als Menschen, der keine negative Energie an sich heranlässt. Er ist ein positiv denkender Mensch und handelt nach dem Grundsatz: leben und leben lassen. Jeder soll seinen Weg gehen.
Wie passt es zusammen, dass Stronach alle Abgeordneten, die gegangen sind, klagen will? NACHBAUR: Frank hat mir öfter gesagt, er selbst hat noch nie jemanden geklagt. Es muss eine Rechtsberatung sein.
Er steht nicht dahinter? NACHBAUR: Das weiß ich nicht.
Frau Nachbaur, Sie und Stronach sind mit dem Slogan in die Politik gegangen, das „großkoalitionäre Machtkartell“zu zerschlagen. Jetzt sind Sie als Mitglied im ÖVP-Klub Teil des Kartells. Können Sie sich noch in den Spiegel schauen? NACHBAUR:
Ich
bleibe
meinen