Kleine Zeitung Steiermark

Der große Auftritt des SAMSONTRÄG­ER

275 Jahre Schützenga­rde und 205 Jahre Samson – für Krakaudorf ist heuer ein Jubeljahr. Besuchern wird am heutigen Tag ein aufregende­s Spektakel geboten.

- ROBERT PREIS

Wenn heute in Krakaudorf eine durchaus seltsame Figur durch den Ort tanzt, dann wird damit eine uralte Tradition gewürdigt. An jedem ersten Sonntag im August rückt die Schützenga­rde zum Krakaudorf­er Patronatsf­est, dem „Oswaldison­ntag“, aus. Die Böllerschü­tzen lassen ihren Weckruf in den Lärchenwal­d hören, in der Pfarrkirch­e wird die Schützenme­sse abgehalten und nach der Prozession am Vormittag tritt alles ehrfürchti­g beiseite, denn nun hat Samson, der Riese, seinen Auftritt.

Sechs Meter groß, 75 Kilo schwer, schwarzes Haar und Bart, ein gewaltiger Kürassierh­elm am Kopf, Hellebarde in der rechten und ein Schwert sowie den Eselskinnb­acken in der linken Hand. Er tanzt vor den Häusern der Honoratior­en, 150 Mal an diesem Tag, die Schützen bereiten 3500 Schuss vor, das Spektakel reicht bis weit in den Abend hinein.

Es war im Jahre 1810, als die damals im Lungau bereits bekannte Figur, der Samson, hier in Krakaudorf erstmals in Erscheinun­g trat Seit 1900 waren folgende Personen Träger des Samson: Kühr vlg. Pirker; Agidius Krapfl vlg. Hudler; Severin Kleinferch­ner vlg. Gurg; Johann Schnedl vlg. Saureif (1939 als Aushilfe für den eingerückt­en Kleinferch­ner): Franz Siebenhofe­r vlg. Schaflechn­er Die heutigen Samsonträg­er sind Ernst Thanner und Peter Dengg. und seither ständiger Begleiter der Schützenga­rde ist. 1809, als die napoleonis­chen Truppen die Steiermark heimsuchte­n, desertiert­e der französisc­he Soldat Johann Turas und fand in Krakaudorf Unterschlu­pf. Turas blieb und seine Uniform gefiel so gut, dass das Schützenko­rps beschloss, sich fortan nach ihrem Vorbild einzukleid­en – mit frackartig­em Oberteil aus grünem Tuch mit roten Aufschläge­n, schwarzen Bärenfellm­ützen und weißen Hosen. Jenes Schützenko­rps, das in Krakaudorf seit 1740 besteht und auf die Tradition zurückging, dass bewaffnete katholisch­e Bauern kirchliche Prozession­en zur Zeit der Reformatio­n und Gegenrefor­mation vor Protestant­en schützten.

„Der erstmalige Auftritt des alttestame­ntarischen Riesen in Krakaudorf war aber auch aus einem anderen Grund eine Sensation“, schildert Samson-Experte und Hauptmann der Schützenga­rde, Josef Schweiger. Immerhin galt das von Kaiser Joseph II. eingeführt­e und vom Salzburger Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo eisern vollzogene Verbot, das jegliches heidnische Brauchtum in Zusammenha­ng mit kirchliche­n Umzügen untersagte. Für die Landbevölk­erung war das Verbot seit jeher unver-

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Samson-Auftritt aus dem Jahr 1929
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