FesselndeRückkehr zu Bellinis Original
Begeisterungsstürme für Cecilia Bartoli und ihre Produktion von Bellinis Oper „Norma“.
SALZBURG. Drei Opernpremieren stehen heuer bei den Salzburger Festspielen vier Wiederaufnahmen gegenüber. Die erste von ihnen stellte die beiden vorangegangenen Neuinszenierungen mühelos in den Schatten.
Die bei den Pfingstfestspielen 2013 herausgebrachte „Norma“wurde mit gutem Grund bei den International Opera Awards als beste Neuproduktion des Jahres ausgezeichnet. Mit ihrer konsequenten Annäherung an die Gegebenheiten der Uraufführung von 1831 rückt sie Vincenzo Bellinis Meisterwerk in ein neues Licht und befreit es von allen nachträglichen Veränderungen.
Die quellenkritische Neuedition von Maurizio Biondi und Riccardo Minasi liefert Giovanni Antonini die Basis, um mit dem auf historischen Instrumenten spielenden Orchestra La Scintilla stilistisch in Klassiknähe ungemein farbig und aufregend zu musizieren.
Am ohrenfälligsten gegenüber der gängigen Aufführungspraxis sind freilich die unge- wohnten Besetzungen. Die Titelheldin singt kein dramatischer Sopran, sondern, wie bei der Uraufführung, ein beweglicher Mezzosopran: Cecilia Bartoli fasziniert als äußerst facettenreiche Norma mit der phänomenalen Beherrschung ihrer außerordentlichen Stimme und der glühenden Intensität ihrer Gestaltung.
Die jüngere Adalgisa wandelt sich vom Mezzo zum hellen, jugendlichen Sopran und findet in Rebeca Olvera eine soubrettenzarte Interpretin. John Osborn verbindet als Pollione subtile Pianokultur mit vokaler Agilität und tenoralem Schmelz. Kultiviert singt Michele Pertusi den Oroveso.
Erneut fesselt die spannende Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier, die das Geschehen aus der Antike geschickt in die Epoche der französischen Résistance verlegt. „Norma“von Vincenzo Bellini bei den Salzburger Festspielen: 3., 6., 8. August, 19 bis 22.10 Uhr. Ausverkauft.