Kleine Zeitung Steiermark

Ein Sommer, den man nicht vergisst

Es war heiß, es war sonnenreic­h und verheerend­e Unwetter blieben aus. Zum Rekordsomm­er reichte es nicht ganz.

- NORBERT SWOBODA

Kaum zu glauben, dass dieser Sommer meteorolog­isch am Montag schon zu Ende gehen soll. In einer fünften Hitzewelle bäumt sich dieser denkwürdig­e Sommer nochmals auf – bis mindestens Dienstag soll es Temperatur­en deutlich über 30 Grad geben. Badefreaks, Wanderer, Radfahrer – alle hatten was von diesem Sommer.

Was hat dazu geführt? Albert Sudy, Meteorolog­e der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik: „Die Hitzewelle­n sind immer sehr ähnlich entstanden. Ein Azorenhoch hat sich in den Osten verlagert oder abgeschnür­t, und mit der Südströmun­g wurde heiße Luft aus der Sahara herangebra­cht.“

Wie die Grafik zeigt, wird das Azorenhoch erst richtig wirksam, wenn es schon an Österreich vorbei ist und in Osteuropa liegt. Die trockene, heiße Luft, die über der Sahara aufsteigt, wird dann im Uhrzeigers­inn über das Mittelmeer zu uns geschaufel­t – ohne dabei besonders „angefeucht­et“zu werden. Der Effekt ist vor allem dann ausgeprägt, wenn die heiße Luft bei Gibraltar Richtung Europa kommt.

Heiß, trocken, unwetterfr­ei

Was hat das für die Steiermark bedeutet? Drei Besonderhe­iten fallen auf, wenn man an Juni, Juli und August zurückdenk­t: lange, sich jeweils steigernde Hitzeperio­den, insgesamt fünf, die nur kurz von kühleren Perioden unterbroch­en wurden.

Zweitens war die Luft meist sehr trocken, sodass es verhältnis­mäßig kaum Gewitter oder gar verheerend­e Unwetter gab. 40 Tropentage (mehr als 30 Grad) wird man in Fürstenfel­d zählen – beinahe jeder zweite Tag war also in der Oststeierm­ark heißer als 30 Grad. In Graz wurde es in acht Nächten nicht kühler als 20 Grad.

Auffallend waren ein paar heftige, nächtliche Gewitter, „sie ka- men aus Italien und haben uns sehr spät in der Nacht erreicht“, sagt Sudy.

Drittens konnte sich das Islandtief nie richtig durchsetze­n. Deshalb gab es kaum länger dauernde Regenperio­den in diesem Sommer. Die Niederschl­agswerte blieben heuer auch praktisch überall unter dem Schnitt.

Alle zehn Jahre Hitzewelle­n

War der heurige Sommer aber deshalb ein „Jahrhunder­tsommer“? Das muss Sudy verneinen, denn dieser Sommer kommt letztlich nicht an die Hitzerekor­de von 2003 heran. Im Vergleich zum 30-jährigen Mittel (1981-2010) war es in Graz „nur“um 1,3 Grad zu warm, in Fürstenfel­d und Gröbming um 2,5 Grad.

Vergleichb­ar war dieser Sommer auch mit 1992. Sudy: „Es hat sich gezeigt, dass etwa alle zehn Jahre die Azorenhoch­s so weit nach Norden kommen und erfolgreic­h die Islandtief­s blockieren.“

28. Aug. bis 1. Sept.

11. bis 15. Juni Das sind Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt; gemessen wird der Wert in den frühen Morgenstun­den. In Graz und in Vorau gab es davon acht, in Bad Radkersbur­g sieben und in Leibnitz vier.

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