Ein nicht ganz unlogischer Wechsel
Ursula Stenzel, bisher ÖVP, zieht nun für die FPÖ in die Wien-Wahl.
Mit 69 Jahren ist Ursula Stenzel, der Journalistin im Politikberuf, noch eine Überraschung gelungen. Die kämpferische Bezirksvorsteherin im 1. Wiener Bezirk gab bekannt, sie wolle am 11. Oktober für die FPÖ an vorderster Stelle kandidieren. 1. Platz im Bezirk, 3. Platz auf der Landesliste. Nur Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus sind vor ihr.
Es war schon die dritte Wende im Leben der Wienerin. Die bekannte und beliebte ORF-Moderatorin, die sich als kundige Brüssel-Korrespondentin ein Fan-Publikum erarbeitet hatte, stand 1996 plötzlich an erster Stelle der ÖVP-Liste für die EU-Wahl – und gewann. Neun Jahre blieb sie in Brüssel, ehe eine zweite abrupte Wende sie an die Spitze der Innenstadtpartei katapultierte. Zehn Prozentpunkte legte die ÖVP mit ihr zu. Mit 43,27 Prozent erreichte Stenzel nie gekannte homosexuelle Paare gingen ihr zu weit, die Nominierung des Chefs der Salzburger JVP, Asdin El Habbassi, eines Moslems, für den Nationalrat auch.
Die vergangenen Erfolge konnten sie nicht mehr schützen. Die Volkspartei ersetzte die verdiente Quereinsteigerin Ende 2014 durch den jungen Markus Figl, einen Großneffen des einstigen Bundeskanzlers Leopold Figl. Seither schmollte die Abgesetzte und sann auf Rache. Die erste Reaktion des Wiener ÖVP-Chefs spricht dafür, dass ihr die gelungen ist. Schockiert und enttäuscht sei er, ließ Manfred Juraczka wissen.
Stenzel will im Fall ihrer sicheren Wahl, die sie auch in den Gemeinderat bringen würde, Bezirksvorsteherin bleiben. „Ich bin ein Signal für die Menschen dieser Stadt, dass die FPÖ wählbar ist und sein muss“, sagte sie.