162 Gemeinden
Land besetzt Leitung des Flüchtlingsreferats neu und richtet Hotline für Hilfsbereite ein. Koordinator Kalcher will das Eis in den Gemeinden ohne Asylquartier brechen – erst 125 haben eines.
Betreiber, Personal, Hotline und Quartiere: Nun geht es Schlag auf Schlag in der steirischen Flüchtlingspolitik. Auch die Tonart vor dem Sonderlandtag am Montag wird rauer. „Die Landesrätin ist aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht“, ätzt FPÖ-Klubchef Mario Kunasek in Richtung Doris Kampus (SPÖ). Diese nimmt wiederum den blauen Landtagspräsidenten Gerhard Kurzmann ins Visier: Es sei mit dessen Amt unvereinbar, sich an die „Spitze einer Hetzkampagne“zu stellen. Die FPÖ rotiert.
In der Sache selbst hakt man im Landhaus offene Punkte ab: Kerstin Harm-Schwarz übernimmt die lange Zeit unbesetzte Leitung des Flüchtlingsreferats und erhält zwei Mitarbeiter zusätzlich. Einer ist für das Vernetzen der ehrenamtlichen Helfer zuständig. Harm-Schwarz war zuletzt in der Sozialabteilung aktiv: Die Gattin von SP-Klubobmann Hannes Schwarz habe sich für den Posten beworben und in einem Hearing am besten abgeschnitten, betont man im Büro Kampus.
Dieses wird seit Dienstag von Kurt Kalcher unterstützt: Der neue Flüchtlingskoordinator will „als Eisbrecher“nun „viele Kilometer zurücklegen“und das direkte Gespräch suchen: vor allem mit den Bürgermeistern jener 162 Gemeinden, in denen es bisher keine Asylunterkunft gibt. Aber diese wird es brauchen, wenn das Land weiterhin auf Großquartiere, Zelte und „aufgeregte Bürgermeister“verzichten wolle. 6479 Schutzsuchende waren zuletzt in der Grundversorgung in der Steiermark, wie viele es bis Ende 2015 sein werden, möchte niemand vorhersagen. Ebenso wenig den Aufwand: „Bis August lag er in der Steiermark bei 26 Millionen Euro, der Landesanteil machte 10,4 Millionen aus“, rechnet Kampus vor.
Wer ein Quartier oder seine Hilfe anbieten möchte, der kann sich nun unter der Telefon-Hotline 0800 800 262 melden. Nächste Woche soll eine Online-Plattform starten (siehe Infobox). Auf einer weiteren Ebene kündigt sich ebenso Verstärkung an: Um Caritas & Co. bei der Betreuung zu entlasten, hat man „mit dem Arbeiter Samariter Bund, Volkshilfe und der LehrlingshäuserGmbH der Wirtschaftskammer neue Betreiber gefunden“, so Kampus. Sie sollen sich um 500 freie Quartierplätze kümmern. Zudem prüfe man weitere Angebote (für rund 400 Plätze).
Wobei: Man biete selbst keine Quartiere an, erklärten Volkshilfe und Kammer am Dienstag. Klar, man wolle helfen. „Wir müssen aber erst die Möglichkeiten prüfen“, sagt Franz Kremser (WK). Auch Franz Ferner (Volkshilfe) sagt, dass noch etliche Vorbereitungen zu treffen wären.