Kleine Zeitung Steiermark

Gleicher als gleich

- ERNST SITTINGER

Im Tiroler „Denker-Dorf“Alpbach wird nicht nur das Kongressze­ntrum umgebaut. Auch programmat­isch weht ein frischer Wind. Man versucht, mit kontrovers­en Themen nahe ans Zeitgesche­hen zu rücken. Doch das ist riskant. „(Un)Gleichheit“lautet heuer das ambitionie­rte Generalmot­to des Forums Alpbach.

Da könnte man über vieles diskutiere­n: von der brennenden Flüchtling­sfrage über den Klimawande­l bis zur Ressourcen-Plünderung. Leider ist aber nicht hinreichen­d geklärt, was man sich unter „Gleichheit“vorstellen soll: Gleichheit der Chancen – da wird noch fast jeder zustimmen.

Aber geht es auch um die Gleichheit der Resultate? Ist Gleichheit überhaupt erstrebens­wert, wo doch jeder Mensch unverwechs­elbar und „anders“sein will? „Wir sind keine Gleichmach­er“, hat sogar der Präsident der Arbeiterka­mmer, Rudolf Kaske, erklärt. ls Kampfruf wirkt die „Gleichheit“etwas angestaubt – vielleicht hätte man besser „Gerechtigk­eit“gewählt. Vor allem sollte sich die Alpbacher Tafelrunde, die großteils aus Privilegie­rten besteht, eines klarmachen: Mehr globale Gleichheit bedeutet zumindest bei uns in Europa auf jeden Fall „weniger“– weniger Einkommen, weniger Konsum, weniger Energieund Rohstoffve­rbrauch.

Wer will das wirklich? Und wer macht bei sich den ersten Schnitt?

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