„Ibra“bringt Koller nicht aus der Ruhe
Ob Zlatan Ibrahimovic spiele oder nicht, sei unerheblich, sagt der Teamchef. Schwedens Superstarr trainierte wieder. Österreicher warten mit der Feierlaune noch zu.
Früher einmal gehörte das himmelhoch Jauchzende zum Standard-Repertoire österreichischer Gefühlswallungen, wenn das Fußballteam einen als legendär empfundenen Erfolg errungen hat. Nicht selten wurde es dann auch rasch wieder auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt und erreicht war im Grunde wenig bis gar nichts. Inzwischen ist das Bild, das die Mitglieder der Nationalmannschaft von sich selbst zeichnen, geradezu ein Muster an Demut. Ein Punkt fehlt nur noch, und dieser wird – irgendwann – auch passieren. Trotzdem denkt noch niemand ans Feiern. „Wenn es so weit ist, werden wir es genießen“, sagt zum Beispiel Marc Janko. Der dem Team von Marcel Koller antrainierte Realitätssinn hat ein zuvor nicht für möglich gehaltenes Ausmaß erreicht.
Taktische Manöver
Was der schwedische Teamchef von sich gibt, könnte auch als verbales taktisches Manöver interpretiert werden. Erik Hamren gratulierte jedenfalls schon am Tag vor dem heutigen Match den Österreichern zur Europameisterschaftsendrunde und er kündigte auch an, seinem Kollegen Koller dies heute per Handschlag auf direkte Weise mit auf den Weg zu geben. Wenn dies einen Ablenkungsversuch darstellt, um den Gegner in Sicherheit zu wie- gen, wird der Trainer der Gastgeber bei den vom Schweizer gedrillten rot-weiß-roten Kickern auf Granit beißen.
Auch die Geplänkel um den Superstar der schwedischen Mannschaft gehören zu jenen Maßnahmen, die offenbar den Kontrahenten aus dem Gleichgewicht bringen sollen. Spielt er oder spielt er nicht? Das wurde seit Samstag als zentrale Frage rund um Sveriges Fußball-Auswahl in den öffentlichen Raum gestellt. Alle wissen: Mit Zlatan Ibrahimovic steht und fällt das schwedische Spiel. Ist der Hochbegabte dabei und gut aufgelegt, kann alles passieren. Fehlt er, sinkt die Klasse der gesamten Mannschaft um mindestens eine Stufe tiefer. Ibrahimovic wurde bei der 0:1Niederlage in Russland zur Pause aus dem Spiel genommen. Kol- portiert wurden Muskelprobleme im Rippenbereich. Damit wurde quasi die Botschaft transportiert: Schweden ist angeknackst. Doch die Österreicher ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Es sei im Grunde unerheblich, ob Ibrahimovic spielt oder nicht, sagte Marcel Koller.
Schwerer ohne „Ibra“?
Er habe besondere Qualitäten, aber es gebe noch andere „gute Stürmer“. Das Konzept mache er jedenfalls nicht davon abhängig. Die Spieler sehen es auch gelassen. Ohne Ibrahimovic seien die Schweden eher schwieriger auszurechnen, hieß es. Nach dem Montag-Training sah es wieder verstärkt nach einem „Ibra“-Einsatz aus. Der 33-Jährige war bei den Abschlussübungen dabei, aber Hamren legte sich nicht fest.