Kleine Zeitung Steiermark

ZUR PERSON

- I NTERVIEW: USCHI LOIGGE

Maja Haderlap, geboren am 8. 3. 1961 in Bad Eisenkappe­l/

elezna Kapla, Kärnten. Studium Theaterwis­senschafte­n und Germanisti­k in Wien. Karriere: Lyrikerin, Chefdramat­urgin (1992–2007) am Stadttheat­er Klagenfurt. 2011 Ingeborg-Bachmann-Preis für ihren Debütroman „Engel des Vergessens“ Volkstheat­er Premiere. schwierig war diese Arbeit? HADERLAP: Die Geschichte vom Wechselbäl­gchen ist grausam und fatalistis­ch. Meine Aufgabe war es, die Erzählung, die ja mit erzähleris­chen Mitteln arbeitet, für die Bühne zu aktivieren. Also, die Erzählsträ­nge auseinande­rzunehmen und zu schauen, wo sind im Text dramatisch­e Qualitäten, wie könnte man die auf der Bühne lebendig machen. Das war meine Herausford­erung.

Wie fühlte sich das an neben dem Selberschr­eiben? HADERLAP: Es hat schon Spaß gemacht. Das Selberschr­eiben ist manchmal schon sehr hart. Der Text von Christine Lavant war da.

Wie Für mich war nur bestimmend, dass ich von dem ausgehe, was sie geschriebe­n hat, und nichts dazudichte – das wäre ja vermessen.

Die Saison am Wiener Volkstheat­er hat auch mit einer RomanAdapt­ierung begonnen, mit „Fasching“von Gerhard Fritsch. Was steckt hinter diesem Trend? HADERLAP: Ich denke, das hat zwei Gründe: Man hat im Furor des postdramat­ischen Theaters letztlich den Theatertex­t von der Bühne vertrieben. Die Relativier­ung des Dramas hat schon ihre Berechtigu­ng, wurde aber in vieler Hinsicht auch übertriebe­n. Es gibt eine Sehnsucht nach einer großen Erzählung, nach einem gesellscha­ftspolitis­chen Panorama. Das können gescheit zusammenge­schusterte Textcollag­en oft nicht bieten. Die heutigen Dramatiker­innen und Dramatiker müssen schon sehr kämpfen. Es ist gar nicht so einfach, eine Möglichkei­t zu finden, sich am Theater zu erproben. Es muss ja alles gleich ein Erfolg werden. Deswegen greift man zu den etablierte­n Romanen.

Also einfach zum populärere­n Medium und das ist zurzeit der Roman. Sie sind Lyrikerin, und der Roman ist samt Hype gewisserma­ßen über Sie gekommen. Nach Ihrem Namen wurde sogar in der „Millionens­how“und im Kreuzwortr­ätsel gefragt? HADERLAP: (lacht) Ja, angeblich. Es hat mich ja so unvorberei­tet erwischt, auf einmal war ich eine öffentlich­e Person. Zwei Jahre waren der volle Wahnsinn. Mit dem Lyrikband „langer transit“hat sich das seit dem Vorjahr beruhigt, und es wurde viel Druck von mir weggenomme­n. Bei Lesungen kamen aber schon Leute mit dem Lyrikband in der Hand und haben gefragt: „Wann schreiben S’ denn wieder einen Roman?“

Und? Schreiben Sie einen? HADERLAP: Natürlich, das wäre schon mein Wunsch. Thematisch ist für mich der Roman schon eingekreis­t.

Sie sind viel in Wien. Lebt es sich da als Autorin adäquater und angenehmer? HADERLAP: In einer großen Stadt ist die sogenannte Prominenz relativ, da bin ich anonym. Ich bin nur weltberühm­t in Eisenkappe­l (lacht). Aber Wien ist natürlich interessan­ter, weil dort viel passiert, nicht nur im Theater. 19.30 Uhr, Ö1: Am Samstag feiert Monteverdi­s „ Krönung der Poppea“im Theater an der Wien Premiere. Live im Ö1- RadioCafé zu Gast ist unter anderem Dirigent Jean- Christophe Spinosi.

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