Kleine Zeitung Steiermark

Schalle: „Ein Land braucht keine Bank“

Ex-Billa-Chef Veit Schalle und Grawe-Chef Othmar Ederer berichtete­n dem Hypo-U-Ausschuss.

-

Ein kleiner Einblick in das, was Irmgard Griss in ihrem HypoBerich­t „Kollektive­s Organversa­gen“nannte, bot am Donnerstag der Untersuchu­ngsausschu­ss des Parlaments. Vormittags stand Veit Schalle Rede und Antwort, am Nachmittag Grawe-Chef Othmar Ederer. Schalle saß 2005 bis 2007 im Aufsichtsr­at der Problemban­k, Ederer von 1992 bis 2009.

Gelassen und nicht sehr beeindruck­t schien Veit Schalle, den Jörg Haider für zwei Jahre in den Aufsichtsr­at der Hypo Alpe Adria entsandt hatte, ehe er ihn fürs BZÖ ins Parlament entsandte. Schalle, der als Billa-Chef einen glänzenden Ruf hatte, berichtete fast verwundert über die Vorgänge, die er in Kärnten beobachtet­e. Es seien Management­fehler gemacht worden, „die man eigentlich nicht machen darf “, sagte er schlicht.

Kein schlechtes Wort sagte Schalle über den langjährig­en Hypo-Chef Kulterer. Der sei „ein Asset für das Unternehme­n“gewesen, weshalb man ihn zum Aufsichtsr­atschef gemacht habe nach seinem Ausscheide­n aus der Unternehme­nsführung. „Ich habe ihn auch gewählt“, sagt Schalle, denn: „Kulterer war die Hypo.“

Lang ist die Liste der seltsamen Hypo-Kredite, die der Grüne Werner Kogler auflistet, Geld für Kreditnehm­er, die schon säumig waren. Schalle erzählt von einer Reise auf den Balkan, um die mit den Krediten errichtete­n Hotels zu besichtige­n. Es sei ihm nichts aufgefalle­n, erzählt er, dem verliehene­n Geld sei durchaus etwas Werthaltig­es gegenüberg­estanden. Dass auch diese Geschäfte massive Verluste nach sich zogen, schien er nicht zu wissen.

Auf die Frage, ob auch er die Hypo verkauft hätte, sagte er: „Ja, denn eine Bank gehört privatisie­rt. Ein Land braucht keine Bank.“Erst heute wisse man, die Bayern seien die Falschen gewe- sen. Zu Haiders Eingriffen in die Geschäfte der Hypo sagte Schalle, diese seien nicht politische­r, sondern sachlicher Natur gewesen. Dass der Landeshaup­tmann sich für die Ablösung der Chefs der Finanzmark­taufsicht einsetzte, findet Schalle gut, da die FMA der Bank durch Indiskreti­onen geschadet habe.

Am Nachmittag musste sich Grawe-Chef Othmar Ederer dem Kreuzverhö­r stellen. Er war von 2000 bis 2009 stellvertr­etender Aufsichtsr­atschef der Hypo. Die Grawe war nach der Kärntner Landeshold­ing deren zweitgrößt­e Eigentümer­in.

Der Ausschuss versuchte herauszufi­nden, ob Ederer nicht vielleicht doch mehr gewusst haben muss von den Vorgängen im Haus, als er bisher zugab. Ederer rechtferti­gte sich mit dem komplizier­ten Geflecht von Zuständigk­eiten von Kontrollin­stanzen, Kreditauss­chüssen und eben zuletzt der Aufsichtsr­äte. Zugleich wurde deutlich, wie die Versuchung durch rasantes Wachstum auch die Wachsamkei­t der Kontrollin­stanz lähmte. „Ich kann nur sagen, dass ich bemüht war im Rahmen meiner Möglichkei­ten“, sagte Ederer. „Dass es am Ende nicht erfolgreic­h war, ist evident.“

 ??  ?? Einstiger Aufsichtsr­at Veit Schalle: „Kulterer war die Hypo“
Einstiger Aufsichtsr­at Veit Schalle: „Kulterer war die Hypo“

Newspapers in German

Newspapers from Austria