Jeremy und wie er die Welt sieht
Am Samstag dürfte Jeremy Corbyn (66) britischer Labour-Chef werden.
Verstaatlichung der Eisenbahnen, Wiedereröffnung von Bergwerken, unbeschränkte Aufnahme von Flüchtlingen, Abschaffung der britischen Atomwaffen, Schuldenerlass für Griechenland, „und andere Länder, die es brauchen“– das sind nur einige der Forderungen, mit denen Jeremy Corbyn, 66-jähriger Kandidat für das vakante Amt des britischen Labour-Chefs, die Welt in Ordnung bringen will.
So, wie er das mit hart linken Ansichten tut, seit er 1983 ins Unterhaus einzog, um für Gerechtigkeit, Sozialismus und Menschenrechte in der ganzen Welt zu kämpfen.
Für den Bartträger im beigen Rentneranorak, der unterm Hemd statt schicken T-Shirts die altmodischen Ruderleiberl trägt, erfüllt die EU ohnehin nur „die Bedürfnisse der Großunternehmen“. Es war eine Überraschung, tierte das Magazin „Spectator“einen Labour-Insider. Corbyns Kandidatur löste fast eine Art Volksbewegung aus: „Corbynmania“. Tausende drängten sich in seine Versammlungen, auf denen er die revolutionären Reden hielt, die er als Altsozialist seit 20 Jahren deklamieren kann.
Der „Daily Telegraph“, Leibblatt der Tory-Rechten, gab seinen Lesern Anweisung, wie sie für 3 Pfund Labour-Mitglied werden und an der Wahl teilnehmen können. „Helfen Sie, dass der bärtige, sozialistische Wählerschreck nächster Labour-Führer wird und die Partei in den Untergang führt.“
Gestern behauptete der hoch angesehene Labour-Politiker Alan Johnson, Corbyn wolle eigentlich gar nicht Labour-Führer werden: „Der Letzte, der damit rechnete, diesen Job zu bekommen, und ihn will, ist Jeremy selbst.“