Taifun Etau reißt Japan in Katastrophe
Enorme Wassermengen führen in weiten Teilen des Landes zu Überflutungen. Aus dem AKW Fukushima floss radioaktives Wasser ins Meer.
Einmal mehr wird Japan von einer Naturkatastrophe heimgesucht. Diesmal ist es der Taifun Etau, dessen Ausläufer weite Teile des Landes schwer in Mitleidenschaft zogen. In der Stadt Joso trat der Fluss Kinugawa gestern mit aller Macht über die Ufer – auf Fernsehbildern war zu sehen, wie sich eine Schlammwelle ihren Weg durch einen Teil der Stadt bahnte und Häuser, Autos und Strommasten mit sich fortriss. Verzweifelte Einwohner von Joso warteten auf Hilfe, Tausende Menschen wurden angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen. Soldaten wurden für Rettungsmaßnahmen in die nördlich von Tokio gelegene 65.000-Einwohner-Stadt entsandt.
Auf Videos war zu sehen, wie sich Menschen auf Hausdächer oder Autodächer flüchteten und verzweifelt versuchten, die Rettungsteams auf sich aufmerksam zu machen. Viele wurden per Hubschrauber geborgen, doch viele Bilder zeigen auch, wie selbst große Wohnhäuser von den Wassermassen wie Spielzeuge mitgerissen wurden. Ein Fernsehsender rief die Menschen auf, die Hoffnung nicht aufzugeben.
„Ungeahntes Ausmaß“
„Die Niederschläge haben ein bisher unerreichtes Ausmaß erlangt“, sagte der Meteorologe Takuya Deshimaru. Ministerpräsident Shinzo Abe erklärte, seine Regierung sei in hoher Alarmbereitschaft. In der Präfektur Ibaraki, wo auch Joso liegt, wurden 20.000 Menschen angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen. In Tochigi mussten 90.000 Menschen evakuiert werden, weite- ren 116.000 wurde geraten, ihre Häuser zu verlassen. Mindestens 16 Menschen wurden seit dem Durchzug des Taifuns am Mittwoch verletzt. Über Todesopfer gab es zunächst keine Angaben.
Fukushima
Obwohl Etau mittlerweile zum japanischen Meer weitergezogen ist, hielten die schweren Regenfälle zunächst an. Und neuerlich war auch das havarierte Atomkraftwerk Fukushima betroffen. Dort wurden Entwässerungspumpen überschwemmt. Laut Angaben der Betreiberfirma Tepco flossen Hunderte Tonnen radioaktiv verseuchten Wassers in den Pazifik.
Der Taifun war Mittwochfrüh zuerst auf die 300 Kilometer westlich von Tokio gelegene Halbinsel Chita getroffen.