„Neue Verwandte“in Höhle entdeckt
Forscher fanden in einer Höhle in Afrika Spuren des bisher unbekannten „Homo naledi“.
JOHANNESBURG. Forscher wollen in einer Höhle in Südafrika die Überreste einer bisher unbekannten Menschenart entdeckt haben. Die „neuen Verwandten“wurden auf den Namen Homo naledi getauft.
Ein Team von Wissenschaftlern der südafrikanischen University of the Witwatersrand sowie Forschern des Max-PlanckInstituts (MPI) für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hatte 2013 einen umfangreichen Fossilienfund gemacht. Sie lagen in einer abgelegenen Kammer der Höhle, die nur über eine sehr schmale Rinne zugänglich ist.
Kleines Gehirn
Wegen des Fundorts nehmen die Forscher an, dass die Toten bewusst abgelegt wurden. Dass Verstorbene bestattet werden, galt bisher als Ritual des modernen Menschen, Homo sapiens. In der Kammer fanden sich fast alle Knochen mehrfach, berichtet Teamleiter Lee Berger. Daher sei der Homo naledi der Wissenschaft schon jetzt besser bekannt als alle anderen fossilen Vertreter der menschlichen Abstammungslinie. Er war demnach etwa 1,50 Meter groß und wog 45 Kilogramm. Einen „sehr grazilen Körperbau“bescheinigen ihm die Forscher – und ein nur etwa orangengroßes Gehirn. Die Experten entdeckten „überraschend menschenähnliche“Eigenschaften: Die Füße etwa seien kaum von denen eines modernen Menschen zu unterscheiden. Mit den Händen war er wohl geschickt genug, um Werkzeuge zu benutzen.
Doch es gibt auch Zweifel: „Das Material ist fantastisch“, sagte der Anthropologe Christoph Zollikofer von der Universität Zürich zu dem Fund. „Die daraus abgeleiteten zwei Hauptthesen allerdings sind fragwürdig.“Dass eine neue Art gefunden wurde, die zudem ihre Toten bestattete, halte einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand. Die Knochen zeigten „verblüffende Übereinstimmungen“zu denen, die bei Fossilien des frühen Homo erectus in Georgien gefunden wurden.