Ein Naturwunder aus Styropor
In der art&event-Werkstatt entstand ein Baumkoloss fürs Schauspielhaus.
Dass in Graz-Messendorf Mammutbäume wachsen, ist kein Geheimnis. Dass sie das in ganz, ganz seltenen Fällen aber auch im Eiltempo von nur wenigen Wochen tun, ist kein Wunder der Natur – sondern eines aus Metall und Styropor. Bis an die Decke der Montagehalle reicht der Koloss, der dort im Sommer für die Eröffnungsproduktion des Schauspielhauses „wuchs“– gebaut aus Alu und Stahl, kaschiert mit Styropor, in Form geschnitten mit der Motorsäge, tapeziert mit Nesseltuch und handbemalt nach dem Vorbild von Eibe und Mammutbaum.
Auch an Details sparte man nicht – wie ein ausgestopfter Kauz aus dem Fundus oder eine Jesusfigur, die aus dem Baum zu wachsen scheint, beweisen. „Für die gibt es ein reales Vorbild: den ‚Balzer Hergott‘ im Schwarzwald – eine Heilandsfigur, die in eine 300 Jahre alte Buche eingewachsen ist“, erklärt Produktionsbetreuer Herwig Marx.
Seinen großen Auftritt hat der Baum, der aus einem 520 Kilo schweren Stamm und einem 750 Kilo schweren Stumpf besteht, am 24. September im Schauspielhaus – als (ge)wichtiger Teil von Julia Kurzwegs Bühnenbild in Tankred Dorsts „Merlin oder das wüste Land“wird er nicht nur bespielt, sondern auch von den Schauspielern bekraxelt – und sogar mit einer Axt bearbeitet werden.
Warum ein hohler Baum? „In ‚Merlin‘ wird die große Geschichte vom Werden und Vergehen erzählt“, sagt Kurzweg: „Der Baum steht für Anfang und Ende, aber gleichzeitig für die Ewigkeit, da es uralte Bäume auf unserer Erde gibt, die den Eindruck erwecken, einzig durch Menschenhand ihr langes Leben verlieren zu können.“ Fotos. Vom Entwurf zum „ Baum fällt“: die Arbeitsschritte. www.kleine.at/ steiermark