Beschäftigtenplus nur dank Teilzeit
Teilzeitarbeiten kannibalisieren Vollzeitstellen, Frauen betrifft die Umwälzung besonders stark. In der Steiermark arbeiten monatlich 20.000 geringfügig Beschäftigte mehr als noch im Jahr 2000.
Der Beginn liest sich angenehm positiv, fast hoffnungsfroh in Zeiten beständig düsterer Arbeitsmarktzahlen. „Die Zahl der Erwerbstätigen stieg im Jahresabstand insgesamt leicht“, schreibt die Statistik Austria ergänzend zu ihrer aktuellsten Quartalsstatistik. Der arbeitsmarkttechnische Teufel findet sich im Detail, denn wieder einmal zeigt sich: Der ohnehin überschaubare, absolute Anstieg an Beschäftigten basiert bei Unselbstständigen zum überwiegenden Teil auf Teilzeitstellen.
Auf das konkrete Quartal, also die Monate April bis Juni, bezogen, heißt das: Es arbeiteten 27.700 unselbstständig Beschäftigte mehr in Teilzeit, aber um 10.600 Personen weniger in Vollzeit. Nimmt man als Zeitraum die letzten fünf Jahre her, fällt der Vergleich noch drastischer aus. Ein Rückblick bis zum zweiten Quartal 2010 bringt ein Plus von 126.400 Erwerbstätigen. Das kommt allerdings nur durch einen enormen Anstieg an Teilzeitstellen (+153.800) zustande, bei Vollzeitstellen findet sich ein deutliches Minus (–27.400).
Frauen betrifft diese Umwälzung besonders stark. 18.300 weibliche Vollzeitstellen wurden im aktuellen Quartal abgebaut, 19.100 Teilzeitanstellungen kamen hinzu. Die Teilzeitquote bei Frauen liegt nun bei 48 Prozent, insgesamt arbeiten 28,5 Prozent der Österreicher weniger als 38,5 Stunden.
Jeder Siebente will mehr
Europaweit wird diese Quote nur von den Niederlanden übertroffen. Dort weist das Statistikamt Eurostat eine Teilzeitbeschäftigungsquote von 50,5 Prozent aus. Schlusslicht ist Bulgarien mit gerade einmal 2,6 Prozent Teilzeitbeschäftigten. Insgesamt gingen in den Ländern der Europäischen Union im letzten Jahr 44,1 Millionen Personen einer Teilzeitbeschäftigung nach, 9,8 Millionen Menschen davon waren „unterbeschäftigt“. Das heißt, beinahe jeder vierte Europäer in Teilzeit will eigentlich mehr Zeit arbeitend verbringen. In Österreich hegt diesen Wunsch indes nur jede siebente Teilzeitkraft (15 Prozent).
In der Steiermark lag die Quote bei Teilzeit-Arbeitenden zuletzt leicht über dem Bundesschnitt, der Austausch zwischen Vollzeitposten und Teilzeitjobs ist auch hier voll im Gange. Besonders stark steigt die Anzahl der geringfügig Beschäftigten, also jener Arbeitnehmer, die monatlich maximal 405,98 Euro verdienen und „nie arbeitslosenversichert sind“(Arbeiterkammer). Arbeiteten im Jahr 2000 laut Zahlen des AMS noch rund 30.000 Steirerinnen und Steirer monatlich als geringfügig Beschäftigte, waren es 2014 bereits knapp 50.000.
Ein positiver Statistik-Ausreißer: Die im heurigen August beim steirischen AMS eingegangenen 3642 sofort verfügbaren offenen Stellen weisen einen hohen Anteil an Vollzeitplätzen auf. Die Zahl stieg im Jahresabstand prozentuell sogar rasanter (+62 Prozent) als jene bei Teilzeitstellen (+52 Prozent).