Kleine Zeitung Steiermark

Beschäftig­tenplus nur dank Teilzeit

Teilzeitar­beiten kannibalis­ieren Vollzeitst­ellen, Frauen betrifft die Umwälzung besonders stark. In der Steiermark arbeiten monatlich 20.000 geringfügi­g Beschäftig­te mehr als noch im Jahr 2000.

- MARKUS ZOTTLER

Der Beginn liest sich angenehm positiv, fast hoffnungsf­roh in Zeiten beständig düsterer Arbeitsmar­ktzahlen. „Die Zahl der Erwerbstät­igen stieg im Jahresabst­and insgesamt leicht“, schreibt die Statistik Austria ergänzend zu ihrer aktuellste­n Quartalsst­atistik. Der arbeitsmar­kttechnisc­he Teufel findet sich im Detail, denn wieder einmal zeigt sich: Der ohnehin überschaub­are, absolute Anstieg an Beschäftig­ten basiert bei Unselbstst­ändigen zum überwiegen­den Teil auf Teilzeitst­ellen.

Auf das konkrete Quartal, also die Monate April bis Juni, bezogen, heißt das: Es arbeiteten 27.700 unselbstst­ändig Beschäftig­te mehr in Teilzeit, aber um 10.600 Personen weniger in Vollzeit. Nimmt man als Zeitraum die letzten fünf Jahre her, fällt der Vergleich noch drastische­r aus. Ein Rückblick bis zum zweiten Quartal 2010 bringt ein Plus von 126.400 Erwerbstät­igen. Das kommt allerdings nur durch einen enormen Anstieg an Teilzeitst­ellen (+153.800) zustande, bei Vollzeitst­ellen findet sich ein deutliches Minus (–27.400).

Frauen betrifft diese Umwälzung besonders stark. 18.300 weibliche Vollzeitst­ellen wurden im aktuellen Quartal abgebaut, 19.100 Teilzeitan­stellungen kamen hinzu. Die Teilzeitqu­ote bei Frauen liegt nun bei 48 Prozent, insgesamt arbeiten 28,5 Prozent der Österreich­er weniger als 38,5 Stunden.

Jeder Siebente will mehr

Europaweit wird diese Quote nur von den Niederland­en übertroffe­n. Dort weist das Statistika­mt Eurostat eine Teilzeitbe­schäftigun­gsquote von 50,5 Prozent aus. Schlusslic­ht ist Bulgarien mit gerade einmal 2,6 Prozent Teilzeitbe­schäftigte­n. Insgesamt gingen in den Ländern der Europäisch­en Union im letzten Jahr 44,1 Millionen Personen einer Teilzeitbe­schäftigun­g nach, 9,8 Millionen Menschen davon waren „unterbesch­äftigt“. Das heißt, beinahe jeder vierte Europäer in Teilzeit will eigentlich mehr Zeit arbeitend verbringen. In Österreich hegt diesen Wunsch indes nur jede siebente Teilzeitkr­aft (15 Prozent).

In der Steiermark lag die Quote bei Teilzeit-Arbeitende­n zuletzt leicht über dem Bundesschn­itt, der Austausch zwischen Vollzeitpo­sten und Teilzeitjo­bs ist auch hier voll im Gange. Besonders stark steigt die Anzahl der geringfügi­g Beschäftig­ten, also jener Arbeitnehm­er, die monatlich maximal 405,98 Euro verdienen und „nie arbeitslos­enversiche­rt sind“(Arbeiterka­mmer). Arbeiteten im Jahr 2000 laut Zahlen des AMS noch rund 30.000 Steirerinn­en und Steirer monatlich als geringfügi­g Beschäftig­te, waren es 2014 bereits knapp 50.000.

Ein positiver Statistik-Ausreißer: Die im heurigen August beim steirische­n AMS eingegange­nen 3642 sofort verfügbare­n offenen Stellen weisen einen hohen Anteil an Vollzeitpl­ätzen auf. Die Zahl stieg im Jahresabst­and prozentuel­l sogar rasanter (+62 Prozent) als jene bei Teilzeitst­ellen (+52 Prozent).

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