Sieht Standort gestärkt
Seit Kurzem ist die älteste Börsenfirma Österreichs, die steirische Austria Email, mehrheitlich in französischer Hand. Für Knittelfeld bringe das Vorteile, so der Vorstand.
Für Martin Hagleitner schließt sich ein Kreis. Vor genau 160 Jahren wurde die Firma „Austria Email“von einem österreichisch-französischen Konsortium gegründet. Seit Kurzem ist der Spezialist für Warmwasserbereiter und Speicher mit Sitz in Knittelfeld zu 65 Prozent Eigentum der französischen Groupe Atlantic. Wie berichtet, sind die Franzosen bereits 2013 eingestiegen und haben ihre Anteile zuletzt aufgestockt. Die Treibacher Industrieholding hat ihre Anteile auf 26 Prozent reduziert, zehn Prozent bleiben im Streubesitz. Austria Email ist seit Februar 1855 börsennotiert – so lange wie kein anderes Unternehmen – und bleibt der Wiener Börse erhalten.
Was hat sich seit der mehrheitlichen Übernahme geändert? Vor- stand Hagleitner sieht große Vorteile. „Es wurden bereits die ersten Verlagerungen von Sonderanfertigungen in das Knittelfelder Werk veranlasst.“Die Groupe Atlantic, der Jahresumsatz liegt bei rund 1,3 Milliarden Euro, sei ein gut aufgestellter Branchenpartner, die Überschneidungen bei Märkten und Produkten sei aber gering. Daher würden sich insbesondere hinsichtlich neuer Vertriebskanäle und Absatzmärkte „viele Potenziale“ergeben, so Hagleitner.
Es herrscht „Rabattitis“
Insgesamt liege Austria Email im laufenden Jahr umsatzmäßig über dem Jahr davor. 2014 ging der Umsatz um vier Prozent auf 58,1 Millionen Euro zurück, das Ergebnis konnte indes leicht auf 4,7 Millionen Euro gesteigert werden. Die Mitarbeiterzahl liegt mit 340 stabil. Der Markt sei hart umkämpft: „Es herrscht eine Rabattitis, der Preisdruck ist enorm.“Private und Unternehmen seien bei Investitionen zurückhaltend, „die Sanierungsrate in Österreich liegt bei rund einem Prozent, um Klimaziele zu erreichen, wären aber drei Prozent nötig“, sagt Hagleitner, der insgesamt einen „Reform- und Sanierungsstau“in Österreich at- testiert. Auch der aktuell niedrige Ölpreis trage dazu bei. „Allen muss klar sein, dass eine Energiewende nur mit einer Gebäudewende machbar ist, denn 40 Prozent der Energie wird in Gebäuden verbraucht, davon 90 Prozent für Warmwasser und Raumheizung.“In Zeiten historisch niedriger Zinsen seien daher Investitionen in moderne, energieeffiziente Speicher und Boiler „eine sehr gute Wertanlage“. Initiativen wie eine Mehrwertsteuerreduktion für Sanierungen (wie es sie etwa in den Beneluxländern gibt) oder eine steuerliche Absetzbarkeit wären auch hierzulande wünschenswert. „Das wäre für die Klimaziele gut, würde Wachstumsimpulse bringen und auch die Schwarzarbeit zurückdrängen.“ Vorstand Martin Hagleitner