Kleine Zeitung Steiermark

„Sabr“oder ein Schlag schlägt hohe Wellen

Federer will auch im US-OpenHalbfi­nale gegen Wawrinka seine neue Wunderwaff­e auspacken.

- ALEXANDER TAGGER

NEW YORK. Jetzt hat er es auch gemacht! Er, das ist Stan Wawrinka. Ausgerechn­et ein Schweizer soll den neuen Paradeschl­ag des Schweizers Roger Federer nachgeahmt haben? „Ich wollte Federer nicht kopieren“, beteuerte Wawrinka nach dem 6:4, 6:4, 6:0-Viertelfin­alsieg bei den US Open über den Südafrikan­er Kevin Anderson fast verteidige­nd seine Unschuld, räumte dann aber doch ein: „Ich habe in den letzten Jahren einfach viel bei Federer, Djokovic und Nadal abgeschaut und mein Spiel dadurch verbessert.“

Federers neue Waffe, das ist der sogenannte „Sabr“. Eine Abkürzung für „Sneak attack by Roger“, was frei übersetzt so viel wie „Raffiniert­er“oder „Hintertück­ischer Angriff von Roger“heißt. Vorrangig beim zweiten Aufschlag des Gegners nimmt der Tennis-Maestro, der nach seinem 6:3, 6:3, 6:1-Sieg über Richard Gasquet im Halbfinale von Flushing Meadows heute auf Wawrinka trifft, dabei den Ball beim Return so früh wie möglich (also knapp hinter der T-Linie) und stürmt dann ans Netz.

Erstmals regelmäßig eingesetzt hat der 17-fache GrandSlam-Triumphato­r den Schlag vor zwei Wochen bei seinem Turniersie­g in Cincinnati. Und schon da war Federer klar, dass diese Angriffsva­riante für Aufsehen sorgen würde. „Es ist normal, dass etwas Wellen schlägt, wenn ich nach 17 Jahren auf der Tour plötzlich etwas zeige, was die Welt noch nie gesehen hat.“

Mittlerwei­le ist die Welt mit dem Kamikaze-Schlag aber vertraut. So wie auch Federers Gegner. Derweilen liegt die Erfolgsquo­te des „Sabr“noch bei rund 50 Prozent, mit dem Verlust des Überraschu­ngseffekts dürfte diese allerdings künftig etwas geringer ausfallen. Allerdings hängt dies natürlich davon ab, wie präzise der Weltrangli­sten-Zweite den Return trifft. Ist er ungenau, kommt der riskante Angriffsba­ll nämlich einer Auflage gleich.

Würze liegt in der Kürze

Doch stellt sich natürlich auch die Frage, warum Federer plötzlich diesen Schlag ausgepackt hat. Unter anderem, um das Spiel möglichst kurz zu halten. Das ist auch der Grund, warum der 34Jährige aktuell so oft wie selten zuvor mit Serve und Volley oder Chip und Charge am Netz auftaucht. In Federers Alter liegt die Würze in der Kürze – lange Rallyes sind für den Schweizer vor allem in „Best of five“-Matches tödlich. Gerade auf den schnellen Hartplätze­n kann er diesen so aus dem Weg gehen.

Bis zum Duell mit Wawrinka hat Federer in New York noch keinen Satz abgegeben. Bei Wawrinka, der Federer bei seinem heurigen Paris-Triumph im Viertelfin­ale bezwungen hat, war es auch erst einer. Somit verspricht das Kräftemess­en einen packenden Schlagabta­usch – hoffentlic­h inklusive einiger „Sabr“. Von beiden?

Ach ja – im zweiten Halbfinale stehen sich heute Novak Djokovic und Titelverte­idiger Marin Cilic gegenüber. Volltreffe­r. Hintergrün­de, Ergebnisse und Bilder von den US Open www.kleinezeit­ung.at/sport

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Mit der möglichst frühen Annahme des Aufschlags setzt Federer in der Tennisszen­e neue Akzente
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