„Sabr“oder ein Schlag schlägt hohe Wellen
Federer will auch im US-OpenHalbfinale gegen Wawrinka seine neue Wunderwaffe auspacken.
NEW YORK. Jetzt hat er es auch gemacht! Er, das ist Stan Wawrinka. Ausgerechnet ein Schweizer soll den neuen Paradeschlag des Schweizers Roger Federer nachgeahmt haben? „Ich wollte Federer nicht kopieren“, beteuerte Wawrinka nach dem 6:4, 6:4, 6:0-Viertelfinalsieg bei den US Open über den Südafrikaner Kevin Anderson fast verteidigend seine Unschuld, räumte dann aber doch ein: „Ich habe in den letzten Jahren einfach viel bei Federer, Djokovic und Nadal abgeschaut und mein Spiel dadurch verbessert.“
Federers neue Waffe, das ist der sogenannte „Sabr“. Eine Abkürzung für „Sneak attack by Roger“, was frei übersetzt so viel wie „Raffinierter“oder „Hintertückischer Angriff von Roger“heißt. Vorrangig beim zweiten Aufschlag des Gegners nimmt der Tennis-Maestro, der nach seinem 6:3, 6:3, 6:1-Sieg über Richard Gasquet im Halbfinale von Flushing Meadows heute auf Wawrinka trifft, dabei den Ball beim Return so früh wie möglich (also knapp hinter der T-Linie) und stürmt dann ans Netz.
Erstmals regelmäßig eingesetzt hat der 17-fache GrandSlam-Triumphator den Schlag vor zwei Wochen bei seinem Turniersieg in Cincinnati. Und schon da war Federer klar, dass diese Angriffsvariante für Aufsehen sorgen würde. „Es ist normal, dass etwas Wellen schlägt, wenn ich nach 17 Jahren auf der Tour plötzlich etwas zeige, was die Welt noch nie gesehen hat.“
Mittlerweile ist die Welt mit dem Kamikaze-Schlag aber vertraut. So wie auch Federers Gegner. Derweilen liegt die Erfolgsquote des „Sabr“noch bei rund 50 Prozent, mit dem Verlust des Überraschungseffekts dürfte diese allerdings künftig etwas geringer ausfallen. Allerdings hängt dies natürlich davon ab, wie präzise der Weltranglisten-Zweite den Return trifft. Ist er ungenau, kommt der riskante Angriffsball nämlich einer Auflage gleich.
Würze liegt in der Kürze
Doch stellt sich natürlich auch die Frage, warum Federer plötzlich diesen Schlag ausgepackt hat. Unter anderem, um das Spiel möglichst kurz zu halten. Das ist auch der Grund, warum der 34Jährige aktuell so oft wie selten zuvor mit Serve und Volley oder Chip und Charge am Netz auftaucht. In Federers Alter liegt die Würze in der Kürze – lange Rallyes sind für den Schweizer vor allem in „Best of five“-Matches tödlich. Gerade auf den schnellen Hartplätzen kann er diesen so aus dem Weg gehen.
Bis zum Duell mit Wawrinka hat Federer in New York noch keinen Satz abgegeben. Bei Wawrinka, der Federer bei seinem heurigen Paris-Triumph im Viertelfinale bezwungen hat, war es auch erst einer. Somit verspricht das Kräftemessen einen packenden Schlagabtausch – hoffentlich inklusive einiger „Sabr“. Von beiden?
Ach ja – im zweiten Halbfinale stehen sich heute Novak Djokovic und Titelverteidiger Marin Cilic gegenüber. Volltreffer. Hintergründe, Ergebnisse und Bilder von den US Open www.kleinezeitung.at/sport