Kleine Zeitung Steiermark

Aus aktuellem Anlass

Heute wird publik, was in der Causa Joanneum als Nächstes passiert. An der Lassnig-Stiftung gibt es bereits enormes internatio­nales Interesse.

- UTE BAUMHACKL

Heute also wird es offiziell: „Aus aktuellem Anlass“lädt Kulturland­esrat Christian Buchmann am Vormittag zum Pressegesp­räch. Um dabei wohl zu verkünden, dass Peter Pakesch (60), an sich bis Ende 2017 zum Intendante­n des Universalm­useums Joanneum bestellt, seinen Vertrag vorzeitig auflöst, um ab Oktober der Maria Lassnig Privatstif­tung vorzustehe­n. Das ist seit Tagen bekannt.

Spannender wird, welche Konsequenz­en Buchmann aus Pakeschs Abgang zu ziehen gedenkt. In den letzten Tagen soll er etliche Gespräche mit möglichen Nachfolger­n des renommiert­en Kulturmana­gers geführt haben, zumindest die Interimsle­iter wird er wohl heute präsentier­en. Aber auch ein größerer Umbau (wenn nicht gar Abbau) der Joanneum-Strukturen stand zuletzt im Raum – das knappe Budget von Österreich­s zweitgrößt­em Museum war einer der Konfliktpu­nkte zwischen dem ÖVP-Politiker und dem Joanneum-Chef.

Unermüdlic­h produktiv

Ein Problem, das Pakesch künftig nicht mehr haben dürfte. Wie berichtet, wird er sich um Lassnigs OEuvre kümmern – und das internatio­nale Interesse an der 2014 verstorben­en Kärntner Künstlerin ist enorm. Für 2016 sind Personalen im Wiener 21er Haus und in der Tate Modern Liverpool geplant, daneben haben das New Yorker MoMA PS1, das Pariser Centre Pompidou und das Kölner Museum Ludwig bereits Ankaufswün­sche deponiert, erzählt der Künstler Hans Werner Poschauko. Der 52-jährige Grazer, wie Pakesch Mitglied im siebenköpf­igen Stiftungsv­orstand, hatte bei Lassnig studiert und war lange Angehörige­r ihres Ateliers in der Wiener Gurkgasse, das der Stiftung nun als Sitz dient.

Wie viele Werke das auf ausdrückli­chen Wunsch Lassnigs gegründete Unternehme­n („Sie hat alle Mitglieder des Stiftungsv­orstands selbst bestimmt“) verwaltet, sei derzeit noch nicht öffentlich, sagt Poschauko, „aber Sie können sich vorstellen, dass es sehr viele sind. Sie ist ja 94 Jahre alt geworden und hat bis drei Tage vor ihrem Tod unermüdlic­h gezeichnet.“

Stiftungen zu Verwaltung und Schutz von künstleris­chem Nachlass werden häufig installier­t, wenn große Bestände oder große Werte im Spiel sind. Beides trifft auf Lassnigs Werk zu – für den Kunstkurat­or und Stiftungsv­orstand Hans-Ulrich Obrist ist die Künstlerin bereits ähnlich bedeutend wie Vincent van Gogh. Auch auf dem Kunstmarkt bildet sich Derartiges ab: 2014 wurde das Gemälde „Der Wald“der kurz zuvor verstorben­en Künstlerin zum Weltrekord­preis von 491.000 Euro versteiger­t.

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