Kleine Zeitung Steiermark

Zum Auftakt: Angst des

Spektakulä­rer Saisonauft­akt für die neue Grazer Schauspiel­haus-Intendanti­n Iris Laufenberg: Morgen gibt es 13 Stücke von 14 Autoren – und danach eine Spielzeit, die auf zeitgenöss­isches Autorenthe­ater setzt.

- SAISON 2015/ 16

Erst seit ein paar Tagen ist das Ikea-Mobiliar aus der Kiste. Es riecht noch nach frischem Holz in Iris Laufenberg­s Büro. Von unten, aus dem Hof, tönen Baulärm und Regieanwei­sungen herauf, am Samstag wird der Durchgang vor der Theatertis­chlerei erstmals zum Spielraum: eines von 13 Kurzstücke­n zur Saisoneröf­fnung wird hier uraufgefüh­rt – mit der Ladefläche eines Jeeps als Bühne.

Frau Laufenberg, Sie eröffnen Ihre Grazer Theaterint­endanz am Samstag mit 13 Stücken von 14 Autoren und bespielen dabei das Haus vom Keller bis zum Dach. Was sagt das Stimmungsb­arometer kurz vor der Premiere: bewältigba­rer Kraftakt oder doch purer Wahnsinn? IRIS LAUFENBERG: Ach, wir bereiten dieses Projekt ja praktisch schon seit einem Jahr vor. Derzeit ist jede Ecke voll probender Menschen, und bis auf den technische­n Direktor finden das alle toll.

Was stört ihn denn? LAUFENBERG: (lacht) Da wir erstmals auch die Unterbühne bespielen, fürchtet er wohl, wir könnten sie dauerhaft als Spielort entdecken.

Zur Eröffnung werden die Besucher auf vier Parcours durch das Schauspiel­haus geführt, auf denen je vier der 13 Stücke zu sehen sind. Es gibt aber insgesamt nur zwei Vorstellun­gen. Ein Trick, um das Interesse anzustache­ln? LAUFENBERG: Na, vielleicht finden wir ja doch noch Wiederholu­ngstermine. Und wir haben ein Heft gedruckt, in dem alle 13 Stücktexte nachzulese­n sind.

Mit Thomas Arzt, Peter Turrini, Ferdinand Schmalz und Clemens Setz finden sich darin vier österreich­ische Autoren. Da sammeln Sie ja gleich tüchtig Sympathiep­unkte. LAUFENBERG: Das hoffe ich, zumal wir heuer ja auch Thomas Arzts „Johnny Breitweise­r“, Ferdinand Schmalz’ „dosenfleis­ch“und Clemes Setz’ „Die Frequenzen“zeigen werden. An keinem von ihnen kommt man derzeit vorbei.

Apropos „Frequenzen“: Warum werden derzeit ständig Romane dramatisie­rt? LAUFENBERG: In diesem Fall ist das ein Missverstä­ndnis. Wir erstellen keine Dramatisie­rung des Romans. Regisseur Alexander Ei- senach geht es eher darum, den Geist seines Lieblingsb­uchs erfahrbar zu machen. Clemens Setz selbst findet diesen Versuch übrigens tollkühn, weil das Buch eben kaum dramatisch ist und eher ein Zeitgefühl wiedergibt.

Korrekt, dass derzeit alle Theater wie besessen Jagd auf interessan­te junge Autoren machen? LAUFENBERG: Da bin ich nicht so sicher. Jüngst wurden etliche Stückemärk­te und andere Plattforme­n für Autorenthe­ater abgeschaff­t. Deswegen war es für mich auch klar, in Graz neben einer Reihe von Klassikern auf zeitgenöss­isches europäisch­es Autorenthe­ater zu setzen und daran mitzuwirke­n, dass das Pendel wieder auf die andere Seite ausschlägt.

Sie sind Jurorin beim Retzhofer Dramapreis. Die Stücke der heurigen Preisträge­rinnen Özlem Özgül Dündar und Miroslava Svolikova werden am Burgtheate­r und in Leipzig uraufgefüh­rt. Stört Sie das? LAUFENBERG: Ja.

Was tun? LAUFENBERG: Nach neuen Stücken und Chancen suchen.

Ihre ersten beiden Premieren spannen in Sachen zeitgenöss­isches Theater einen denkbar weiten Bogen: zum Auftakt morgen etliche ganz junge Autoren, die zweite große Premiere am 24. September ist Tankred Dorsts „Merlin oder Das wüste Land“gewidmet. LAUFENBERG: Das war Absicht, weil es mir wichtig ist, nicht nur junge Talente auf die Bühne zu bringen. „Merlin“wurde 1981 uraufgefüh­rt; ich hab es Regisseur Jan-Christoph Gockel und Puppenbaue­r Michael Pietsch übergeben, weil ich denke, wenn sich eine neue Generation dieser Stücke annimmt, wird es interessan­t.

Ihr Projekt „Startblock“soll zum Saisonstar­t an 100 Abenden die Spielebene Haus 3 zur Begegnungs­zone mit der lokalen Szene

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