Zum Auftakt: Angst des
Spektakulärer Saisonauftakt für die neue Grazer Schauspielhaus-Intendantin Iris Laufenberg: Morgen gibt es 13 Stücke von 14 Autoren – und danach eine Spielzeit, die auf zeitgenössisches Autorentheater setzt.
Erst seit ein paar Tagen ist das Ikea-Mobiliar aus der Kiste. Es riecht noch nach frischem Holz in Iris Laufenbergs Büro. Von unten, aus dem Hof, tönen Baulärm und Regieanweisungen herauf, am Samstag wird der Durchgang vor der Theatertischlerei erstmals zum Spielraum: eines von 13 Kurzstücken zur Saisoneröffnung wird hier uraufgeführt – mit der Ladefläche eines Jeeps als Bühne.
Frau Laufenberg, Sie eröffnen Ihre Grazer Theaterintendanz am Samstag mit 13 Stücken von 14 Autoren und bespielen dabei das Haus vom Keller bis zum Dach. Was sagt das Stimmungsbarometer kurz vor der Premiere: bewältigbarer Kraftakt oder doch purer Wahnsinn? IRIS LAUFENBERG: Ach, wir bereiten dieses Projekt ja praktisch schon seit einem Jahr vor. Derzeit ist jede Ecke voll probender Menschen, und bis auf den technischen Direktor finden das alle toll.
Was stört ihn denn? LAUFENBERG: (lacht) Da wir erstmals auch die Unterbühne bespielen, fürchtet er wohl, wir könnten sie dauerhaft als Spielort entdecken.
Zur Eröffnung werden die Besucher auf vier Parcours durch das Schauspielhaus geführt, auf denen je vier der 13 Stücke zu sehen sind. Es gibt aber insgesamt nur zwei Vorstellungen. Ein Trick, um das Interesse anzustacheln? LAUFENBERG: Na, vielleicht finden wir ja doch noch Wiederholungstermine. Und wir haben ein Heft gedruckt, in dem alle 13 Stücktexte nachzulesen sind.
Mit Thomas Arzt, Peter Turrini, Ferdinand Schmalz und Clemens Setz finden sich darin vier österreichische Autoren. Da sammeln Sie ja gleich tüchtig Sympathiepunkte. LAUFENBERG: Das hoffe ich, zumal wir heuer ja auch Thomas Arzts „Johnny Breitweiser“, Ferdinand Schmalz’ „dosenfleisch“und Clemes Setz’ „Die Frequenzen“zeigen werden. An keinem von ihnen kommt man derzeit vorbei.
Apropos „Frequenzen“: Warum werden derzeit ständig Romane dramatisiert? LAUFENBERG: In diesem Fall ist das ein Missverständnis. Wir erstellen keine Dramatisierung des Romans. Regisseur Alexander Ei- senach geht es eher darum, den Geist seines Lieblingsbuchs erfahrbar zu machen. Clemens Setz selbst findet diesen Versuch übrigens tollkühn, weil das Buch eben kaum dramatisch ist und eher ein Zeitgefühl wiedergibt.
Korrekt, dass derzeit alle Theater wie besessen Jagd auf interessante junge Autoren machen? LAUFENBERG: Da bin ich nicht so sicher. Jüngst wurden etliche Stückemärkte und andere Plattformen für Autorentheater abgeschafft. Deswegen war es für mich auch klar, in Graz neben einer Reihe von Klassikern auf zeitgenössisches europäisches Autorentheater zu setzen und daran mitzuwirken, dass das Pendel wieder auf die andere Seite ausschlägt.
Sie sind Jurorin beim Retzhofer Dramapreis. Die Stücke der heurigen Preisträgerinnen Özlem Özgül Dündar und Miroslava Svolikova werden am Burgtheater und in Leipzig uraufgeführt. Stört Sie das? LAUFENBERG: Ja.
Was tun? LAUFENBERG: Nach neuen Stücken und Chancen suchen.
Ihre ersten beiden Premieren spannen in Sachen zeitgenössisches Theater einen denkbar weiten Bogen: zum Auftakt morgen etliche ganz junge Autoren, die zweite große Premiere am 24. September ist Tankred Dorsts „Merlin oder Das wüste Land“gewidmet. LAUFENBERG: Das war Absicht, weil es mir wichtig ist, nicht nur junge Talente auf die Bühne zu bringen. „Merlin“wurde 1981 uraufgeführt; ich hab es Regisseur Jan-Christoph Gockel und Puppenbauer Michael Pietsch übergeben, weil ich denke, wenn sich eine neue Generation dieser Stücke annimmt, wird es interessant.
Ihr Projekt „Startblock“soll zum Saisonstart an 100 Abenden die Spielebene Haus 3 zur Begegnungszone mit der lokalen Szene