Kleine Zeitung Steiermark

Franziskus in heikler Mission

Der Papst bei den Castros: Die Erwartunge­n an die zehnte Auslandsre­ise von Franziskus sind groß. Die Kubaner hoffen darauf, dass der Besuch mehr Freiheit bringt und Präsident Raúl Castro zu Zugeständn­issen bewegt.

- REM KORRESPOND­ENTEN NDENTEN KLAUS EHRINGFELD

Bahía ist eine typisch sozialisti­sche Schlafstad­t im Osten von Havanna. Karibische Plattenbau­ten mit fünf oder zwölf Stockwerke­n ziehen sich hier entlang der Hauptstraß­e. Die nächste Kirche steht im benachbart­en Stadtviert­el Cojímar, einige Kilometer entfernt. Doch Bahía soll bald sein eigenes Gotteshaus erhalten, so zumindest die Planung. Da, wo jetzt Schutt und Steine liegen, Bäume und ein Betonmisch­er stehen, soll eine Kirche hin. „Hier entsteht die Kirche Johannes Paul II.“, verspricht ein Schild vor dem Brachland. Pfarrer Manuel Hernández kniet sich hin, nimmt ein Steinchen und zeichnet die Umrisse in den Boden. „27 mal 9 Meter und ein 8 Meter hoher Turm“, sagt er. Und wann wird sie fertig? „Wir hoffen, in einem Jahr.“

Die Genehmigun­g für den ersten Kirchenneu­bau in Havanna seit der Revolution 1959 liegt schon seit einem Jahr vor. Aber viel mehr ist nicht passiert. Das eine Mal gehen die Baumaschin­en kaputt, das an- dere Mal kann sich die Kirche nicht mit den staatliche­n Firmen über die Kosten für die Bauabschni­tte einigen. Aber trotz aller Unwägbarke­iten sind die Arbeiten in Bahía ein Wandel. Drei Neubauten hat die kommunisti­sche Regierung der katholisch­en Kirche Kubas gestattet. Neben dem Gotteshaus in Havanna entsteht eines in Pinar del Río im Westen der Insel und eines in Santiago de Cuba im Osten. „Es bewegt sich was“, sagt Pfarrer Hernández. Es ist Abend, in zwei Tagen kommt Papst Franziskus zu Besuch auf die Karibikins­el. Es ist der dritte Papst in 17 Jahren. Kuba hat im Vatikan Konjunktur.

Hoffen auf Franziskus

„Vielleicht kann der Heilige Vater ja erreichen, dass der Bau beschleuni­gt wird“, hofft der 70-jährige Hernández. So lange müssen er und seine junge Gemeinde noch mit einer Behelfskon­struktion vorliebneh­men. Neben der Baustelle steht eine Hütte, davor ein betonierte­r Platz, darauf fünf Reihen Holz- Pietro Parolin, Kardinalst­aatssekret­är, zum US- Embargo gegen Kuba bänke. Von der Dachkonstr­uktion stehen bisher nur die Stahlstreb­en. Aber hier zelebriert Hernández an diesem Abend eine kleine Messe.

Der Wind frischt auf, es nieselt leicht. Gekommen sind 20 Gläubige, fast alle jenseits der Pensionsgr­enze, nur zwei Teenager haben sich in den Gottesdien­st verirrt. Kirche ist in Kuba noch mehr als anderswo eine Sache für die ältere Generation. Während die Rentner an Gott glauben, glauben die Jungen an Internet, Mobiltelef­one und die USA. Die Generation dazwischen, die Revolution­sgeneratio­n, ist weitgehend atheistisc­h.

Von Samstag bis Dienstag besucht der Pontifex Havanna so-

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