Kleine Zeitung Steiermark

„Ein Präsident muss Mahnersein“

Irmgard Griss schließt Präsidents­chaftskand­idatur nicht aus. In der Flüchtling­sfrage vermisst sie Mut von Politikern. Man könne nicht signalisie­ren, dass alle kommen könnten.

- CARINA KERSCHBAUM­ER

Woran krankt es in der Politik? Eine Frage, auf die die Vorsitzend­e der Hypo-Kommission, Irmgard Griss, im Salon der Kleinen Zeitung Montag bei der Präsentati­on des Buches „Dagegen sein ist nicht genug“viele Antworten gab. Vieles in der aktuellen Debatte in der Flüchtling­sfrage erinnert die ehemalige Höchstrich­terin an das Desaster rund um die Hypo. „Da gab es ein großes Problem und man hat versucht, es wegzuschie­ben“, meinte Griss. Man habe sich gedacht, irgendwie werde es sich schon lösen. Auch in der Flüchtling­sfrage sei auf diese Weise agiert worden. „Es gab immer Probleme, die man versucht hat zu beheben. Was aber gefehlt hat, war ein Konzept.“Das Wahlergebn­is in Oberösterr­eich interpreti­ert sie als „Ausdruck großer Angst“. Da sei offensicht­lich nicht über die Politik im Bundesland abgestimmt worden.

In der Flüchtling­sfrage müsse es Ziel sein, Menschen in ärgs- ter Not Hilfe zu leisten. „Das stößt aber an Grenzen. Europa kann nicht alle aufnehmen“, vermisst Griss den Mut von Politikern, für mehr Klarheit zu sorgen. „Man hat Angst, wie die Menschen reagieren, und fragt sich zu wenig: Was ist in der Sache notwendig?“

Völlig überrascht sei sie gewesen, erzählt Griss, wie der Beratersta­b von Politikern zusammenge­setzt sei. Die Mehrheit seien PR-Berater gewesen. Als sie einmal einem Politiker sagte, dass die Menschen doch dieses HickHack nicht mehr wollen, habe er geantworte­t: „Das stimmt, aber wir können nicht die Ersten sein, die damit aufhören.“

Auf die Frage von Moderator Ernst Sittinger, ob eine Kandidatur bei der Bundespräs­identenwah­l für sie vorstellba­r wäre, meinte die Juristin, sie müsste sich da fragen, ob es sinnvoll sei, ihre Lebenszeit dafür zu verwenden. „Ich bin jetzt völlig frei, habe keinen fixen Stundenpla­n mehr. Wenn ich das aufgebe, muss das sinnvoll sein.“Sie habe aber nie gesagt, sie würde nur kandidiere­n, wenn SPÖ und ÖVP sie aufstellen. Eine Journalist­in habe sie einmal gefragt, ob sie kandidiere­n würde, wenn SPÖ und ÖVP sie aufstellen würden. „Darauf habe ich geantworte­t: Das wäre doch das achte Weltwunder, aber dann denke ich nach.“

Über die Rolle des Bundespräs­identen meinte sie, er müsste ein Mahner sein und unbequeme Wahrheiten anspre-

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