Eine Legende tritt ab
Er brachte Alfa zur Blüte und verpasste dann dem Volkswagen-Konzern eine Designkultur. Nun verlässt Walter de Silva die Bühne.
Er war eine Autorität, ein begnadeter Designer und ein Mann mit Stil und Klasse: Mit Walter de Silva verliert Volkswagen in den turbulentesten und finstersten Tagen seiner Geschichte eine der schillerndsten Persönlichkeiten. Der Italiener, der seit Februar 2007 das KonzernDesign des Autoriesen verantwortete und zu den renommierten Stylisten der Branche zählte, wird das ZwölfMarken-Imperium mit Ende November verlassen. Der Ehrendoktor der Universität Bologna wird drei Monate vor seinem 65. Geburtstag in den Ruhestand treten, soll Volkswagen aber in beratender Funktion verbunden bleiben.
Über den kurzfristigen Abschied des Edel-Designers wird dennoch spekuliert. Stein des Anstoßes könnte die Ankündigung von Vor- standschef Matthias Müller – der im Zuge des Abgasskandals auch eine Einsparung von 100 Millionen Euro in dessen Abteilung fordert – gewesen sein. Ob die Position von Walter de Silva nachbesetzt wird, steht noch nicht fest. Sollte es doch wieder einen markenübergreifenden Design-Boss geben, dann wäre der charismatischeSˇ kodaChefstylist Jozef Kabanˇ ein Tipp.
Walter de Silvas Stern war in der Zeit als Chefdesigner bei Alfa Romeo aufgegangen. Sein größter Wurf bei der schwächelnden Fiat-Tochter war der Alfa 156, der zum „Auto des Jahres 1998“gekürt wurde und der Marke Flügel verlieh. 2001 klopfte Volkswagen auf Anregung des damaligen Vorstandschefs Ferdinand Piëch bei de Silva an. Zunächst im Sold von Seat, wurde ihm schon ein Jahr später die Verantwortung für das Design von Audi, Seat und Lamborghini übertragen, ehe er 2007 mit der Leitung des Konzern-Designs beauftragt wurde und über alle Marken wachte. In dieser Ära bildete er mit Martin Winterkorn und Entwickler Ulrich Hackenberg das Wolfsburger Dream-Team. De Silvas Feder entstammen Klassiker und Bestseller wie der Audi TT oder der Golf 7. Als einer der genialsten Entwürfe des preisgekrönten Italieners gilt aber das Audi A5 Coupé, über das er sagt, es sei „das schönste Auto, das ich je gezeichnet habe“.