Kleine Zeitung Steiermark

Knalleffek­t: Pröll will nicht in die Hofburg

Erwin Pröll sagt ab. Wer macht jetzt das Rennen in der ÖVP? Mitterlehn­er auf der Suche.

- MICHAEL J UNGWIRTH

Mit einer handfesten Sensation wartete ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er gestern kurz nach 22 Uhr auf. Im Interview in der „Zeit im Bild 2“verkündete er, dass Niederöste­rreichs Landeshaup­tmann Erwin Pröll bei der Bundespräs­identenwah­l doch nicht antreten werde. Bereits um Weihnachte­n herum habe Pröll ihm diese Entscheidu­ng kundgetan.

In ÖVP-Kreisen hatte es bis zuletzt geheißen, Pröll dürfte mit großer Wahrschein­lichkeit in den Kampf um die Hofburg einsteigen. Gestern vormittags suchte Mitterlehn­er noch einmal den Niederöste­rreicher in St. Pölten auf. Offenkundi­g holte sich der ÖVP-Chef da eine definitive Absage. In den frühen Nachmittag­sstunden gab es erste Hinweise, dass doch nicht alles so aalglatt ablaufen dürfte wie angenommen. Beim traditione­llen Sauschädel­essen von Flüchtling­skoordinat­or Christian Konrad verdichtet­en sich die Hinweise.

Über die Beweggründ­e von Erwin Prölls Njet kann nur spekuliert werden. Möglicherw­eise gaben rein private, innerfamil­iäre Gründe den Ausschlag. Denkbar ist allerdings auch, dass der Niederöste­rreicher seine Siegeschan­ce doch nicht so glorios einschätzt­e. Mit einer Niederlage seine politische Karriere zu beenden, dieses Ri- siko wollte der Vollblutpo­litiker doch nicht eingehen. Kaum ein ÖVP-Politiker polarisier­t so wie Erwin Pröll – selbst in schwarzen Kernschich­ten.

Für Mitterlehn­er ist Prölls Njet ohne Zweifel ein schwerer Rückschlag. Wen die ÖVP nun ins Rennen schickt, ist damit wieder völlig offen. Sonntagabe­nd will die Volksparte­i ihren Kandidaten aus dem Hut zaubern. Eine Reihe von Namen geisterte gestern spätabends herum. Hoffnungen auf die Hofburg kann sich jetzt wieder ÖVP-Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl machen. Ein ernsthafte­r Kandidat wäre zweifelsoh­ne Justizmini­ster Wolfgang Brandstätt­er. Ambitionen auf das Amt werden auch Othmar Karas nachgesagt. Spekuliert wurde auch über ein Antreten von Ex-EU-Kommissar Franz Fischler. Nicht auszuschli­eßen ist allerdings auch, dass die Volksparte­i eine Frau nominiert. Salzburg-Präsidenti­n Helga Rabl- Stadler oder Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler sind in der engeren Auswahl.

In den Nachtstund­en machte plötzlich Andreas Khol als Kandidat die Runde. Der langjährig­e Nationalra­tspräsiden­t leitet seit Jahren den schwarzen Seniorenbu­nd. Spekuliert wurde auch über einen gemeinsame­n schwarz-blauen Kandidaten.

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Aus der Traum: Erwin Pröll sagt überrasche­nd als ÖVP-Spitzenkan­didat für die Hofburg ab

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