Knalleffekt: Pröll will nicht in die Hofburg
Erwin Pröll sagt ab. Wer macht jetzt das Rennen in der ÖVP? Mitterlehner auf der Suche.
Mit einer handfesten Sensation wartete ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner gestern kurz nach 22 Uhr auf. Im Interview in der „Zeit im Bild 2“verkündete er, dass Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll bei der Bundespräsidentenwahl doch nicht antreten werde. Bereits um Weihnachten herum habe Pröll ihm diese Entscheidung kundgetan.
In ÖVP-Kreisen hatte es bis zuletzt geheißen, Pröll dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit in den Kampf um die Hofburg einsteigen. Gestern vormittags suchte Mitterlehner noch einmal den Niederösterreicher in St. Pölten auf. Offenkundig holte sich der ÖVP-Chef da eine definitive Absage. In den frühen Nachmittagsstunden gab es erste Hinweise, dass doch nicht alles so aalglatt ablaufen dürfte wie angenommen. Beim traditionellen Sauschädelessen von Flüchtlingskoordinator Christian Konrad verdichteten sich die Hinweise.
Über die Beweggründe von Erwin Prölls Njet kann nur spekuliert werden. Möglicherweise gaben rein private, innerfamiliäre Gründe den Ausschlag. Denkbar ist allerdings auch, dass der Niederösterreicher seine Siegeschance doch nicht so glorios einschätzte. Mit einer Niederlage seine politische Karriere zu beenden, dieses Ri- siko wollte der Vollblutpolitiker doch nicht eingehen. Kaum ein ÖVP-Politiker polarisiert so wie Erwin Pröll – selbst in schwarzen Kernschichten.
Für Mitterlehner ist Prölls Njet ohne Zweifel ein schwerer Rückschlag. Wen die ÖVP nun ins Rennen schickt, ist damit wieder völlig offen. Sonntagabend will die Volkspartei ihren Kandidaten aus dem Hut zaubern. Eine Reihe von Namen geisterte gestern spätabends herum. Hoffnungen auf die Hofburg kann sich jetzt wieder ÖVP-Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl machen. Ein ernsthafter Kandidat wäre zweifelsohne Justizminister Wolfgang Brandstätter. Ambitionen auf das Amt werden auch Othmar Karas nachgesagt. Spekuliert wurde auch über ein Antreten von Ex-EU-Kommissar Franz Fischler. Nicht auszuschließen ist allerdings auch, dass die Volkspartei eine Frau nominiert. Salzburg-Präsidentin Helga Rabl- Stadler oder Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler sind in der engeren Auswahl.
In den Nachtstunden machte plötzlich Andreas Khol als Kandidat die Runde. Der langjährige Nationalratspräsident leitet seit Jahren den schwarzen Seniorenbund. Spekuliert wurde auch über einen gemeinsamen schwarz-blauen Kandidaten.