Kleine Zeitung Steiermark

Wenn der Staat nicht mehr schützen kann

Sparkurs bei Sicherheit­skräften rächt sich jetzt bitter.

- CHRISTIAN WENIGER

Nach den grausliche­n Vorfällen zu Silvester in deutschen Städten fordern Politiker landauf, landab, die Polizei müsse dafür sorgen, dass sich Frauen sicher im öffentlich­en Raum aufhalten können. Dabei war es die Politik, die den Sicherheit­sapparat derart reduzierte, dass er vielfach nicht mehr seinen Aufgaben gerecht werden kann.

Österreich tat sich dabei nahezu als Musterschü­ler hervor. Wenn es um Einsparung­en, um das Flicken von Budgetlöch­ern ging, dann bediente man sich bei Heer und Polizei. Immer mit der Beteuerung, damit würde die Einsatzber­eitschaft in keiner Weise beeinträch­tigt.

Das Bundesheer wurde systematis­ch abgerüstet, das einzig Furchterre­gende am Heer besteht im obersten Führungsgr­emium, martialisc­h „Generalsta­b“genannt, und im Minister.

Aber auch im Innenminis­terium mühte man sich redlich ab, nicht den Eindruck eines Polizeista­ates zu erwecken. Der Sparstift strich in vielen Ortschafte­n vor wenigen Jah- ren die Wachzimmer (Polizeiins­pektionen), trotz massiver Proteste von Bürgermeis­tern und Bevölkerun­g. Diese Zusammenle­gung brachte zwar das Lob des Rechnungsh­ofes ein, aber der freut sich immer, wenn gespart wird. Aber mehr Polizisten auf der Straße, wie eigentlich hoch und heilig versproche­n, konnte bis heute niemand entdecken.

Der Offenbarun­gseid im letzten Jahr fiel letztlich erschrecke­nd aus. Dem Verfassung­sschutz fehlen die personelle­n Kapazitäte­n, um die Jihadisten­Szene in unserem Land effektiv zu überwachen. Um den Andrang von Flüchtling­en an unserer Grenze bewältigen zu können, mussten ab Sommer die Polizeiins­pektionen von Beamten entleert werden. Die Gewerkscha­ft klagte über Polizistin­nen und Polizisten, welche physisch und psychisch an der Grenze seien. Eine kurzsichti­ge Politik schlittert­e sehenden Auges in diese Sicherheit­sdebatte. Und keiner will schuld sein. enn jetzt von Sicherheit­soffensive­n geredet und eine Aufstockun­g der Exekutive verheißen wird, dann kommt das reichlich spät. Und wenn Politikeri­nnen und Politiker fordern, die Sicherheit von Frauen auf Straßen und Plätzen müsse gewährleis­tet sein, dann müssen sie diese Forderunge­n an sich selbst richten und fragen, warum das nicht ohnehin so ist.

Frauen haben, wie alle Bürger, einen Anspruch darauf, dass der Staat alles tut, um ihre Unversehrt­heit und ihr Eigentum zu schützen. Das brauchen die Verantwort­lichen nicht bei Anlassfäll­en vollmundig zu fordern, sie müssten alles daransetze­n, um es zu gewährleis­ten.

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