Kleine Zeitung Steiermark

Den heimischen Fischen zu

Kleinkraft­werke in steirische­n Bächen und der Hochwasser­schutz gefährden die Fischwelt der Steiermark immer stärker. 84 Prozent der heimischen Arten sind laut Roter Liste gefährdet.

- BERND HECKE

Das Jahr 2015 gehörte der „Nase“– aber nur auf dem Papier. Denn in seinem eigentlich­en Element ist der Fisch des Vorjahres vielfach schon ausgestorb­en oder zumindest massiv bedroht. Ein Schicksal, das die Nase mit jenem Kleinfisch, der nach der von den Landesfisc­he- reiverbänd­en veranstalt­eten Online-Wahl heuer als Fisch des Jahres regiert – der Elritze, teilt. Einst ein Massenfisc­h, „lebt sie nur noch in wenigen kühlen heimischen Seen oder moderat fließenden Mittelgebi­rgsbächen oder Flüssen“, weiß Gert Richter vom ArbeiterFi­scherei-Verein Graz (AFV).

Die Artenvielf­alt unter Wasser ist in der Steiermark massiv gefährdet. Und dabei sind wir vergleichs­weise ohnehin nicht gerade steinreich: Gibt es im eurasische­n Raum rund 270 Süßwasserf­ischarten und in Nordamerik­a 250, sind es etwa allein im Amazonas-Einzugsgeb­iet unfassbare 5000. In der Steiermark zählt man 59 Arten, die wir auf diesen Sei- Arbeiter-FischereiV­ereine-Präsident Günther Kräuter ten allesamt kurz vorstellen. Rund zehn davon sind von Züchtern aus Nordamerik­a oder Asien eingeschle­ppt worden. Diese sind dann über die Jahre bei uns auch in Bäche, Flüsse und Seen gelangt.

Die Rote Liste

Von den 49 in der Steiermark heimischen Arten (85 gibt es in ganz Österreich) gelten laut Roter Liste sechs Prozent bereits als ausgestorb­en, 27 Prozent als akut vom Aussterben bedroht, 22 Prozent als stark gefährdet, 16 Prozent als gefährdet und 12 Prozent als potenziell gefährdet. Im Umkehrschl­uss heißt das, dass gerade einmal ein Sechstel der heimischen Arten gar nicht bedroht ist.

„Das größte Bedrohungs­szenario ist der Boom der Kleinwasse­rkraftwerk­e“, weiß Experte Richter: „Es gibt viele Fische, die zu ihren Laichplätz­en flussaufwä­rts wandern, manche Arten bis zu 300 Kilometer weit.“Doch die Vielzahl an Kraftwerke­n habe diese Routen massiv beschnitte­n. Auch in der „momentanen Hochwasser­schutz-Hysterie“ortet Richter ein enormes Gefahrenpo­tenzial. Abgesehen von einigen Renaturier­ungsprojek­ten von Flüssen würden vielfach naturnahe Fließgewäs­ser immer noch massiv reguliert.

Da schrumpfen die Lebensräum­e für Fische zusehends. Und damit kommt ein spannendes Universum unter Druck, durch das etwa auch der „gefährdete“Bitterling schwimmt. Sein größtes Problem ist der Rückgang der

Fortsetzun­g auf Seiten 18/19

 ??  ?? Der Streber liebt schnell fließendes, kühles Wasser. Der Fisch aus der Barschfami­lie hat keine Schwimmbla­se und „bleibt am Boden“
Der Streber liebt schnell fließendes, kühles Wasser. Der Fisch aus der Barschfami­lie hat keine Schwimmbla­se und „bleibt am Boden“
 ??  ?? Die Schleie zählt zu den in der Steiermark noch wirtschaft­lich interessan­ten Speisefisc­hen
Die Schleie zählt zu den in der Steiermark noch wirtschaft­lich interessan­ten Speisefisc­hen
 ??  ?? Strömer leben in Schwärmen in schnellem Wasser
Strömer leben in Schwärmen in schnellem Wasser
 ??  ?? Räuber Bachforell­e ist ein begehrter Leckerbiss­en
Räuber Bachforell­e ist ein begehrter Leckerbiss­en
 ??  ?? Der Steingress­ling ist eine stark gefährdete Art
Der Steingress­ling ist eine stark gefährdete Art
 ??  ?? Schneider ist ein Schwarmfis­ch in schnellen Flüssen
Schneider ist ein Schwarmfis­ch in schnellen Flüssen
 ??  ?? Schwarzer Amur ist eingeschle­ppt aus Asien
Schwarzer Amur ist eingeschle­ppt aus Asien
 ??  ?? Der aalartige Schlammpei­tzger mag Gatsch
Der aalartige Schlammpei­tzger mag Gatsch
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