Kleine Zeitung Steiermark

SPÖ sagte Gelder freihändig zu

Brisanter Prüfberich­t rechnet mit der Verteilung von Steuermitt­eln an steirische Gemeinden ab.

- THOMAS ROSSACHER

Abgetaucht ist der Bundesrech­nungshof in die Steuertöpf­e: Man verfolgte die Zahlungsst­röme in Länder und Gemeinden und prangert die komplexen und häufig schwer nachvollzi­ehbaren Geldflüsse an. Die Diagnose: „Dringender Reformbeda­rf.“Allein bei steirische­n Kommunen waren 650 Millionen Euro an Bedarfszuw­eisungen im Fluss (2009 bis 2013). Die Aufteilung dieser Mittel erfolgte streng nach Parteifarb­e des Ortschefs und war laut Prüfern weder sonderlich sachlich noch durchsicht­ig geregelt. Lob gab es für die Steirer hingegen für ihre Förderdate­nbank, um Doppelglei­sigkeiten zu vermeiden. Und für die Beamten, so ihr Rat gefragt war.

Im Härtefall

Intensiv untersucht hat der Rechnungsh­of das Kapitel der Bedarfszuw­eisungen an Gemeinden, die diese für diverse Projekte, bei Haushaltsa­bgängen oder für Härtefälle beanspruch­en können. 143 Millionen Euro erhielt das Land Steiermark (2013) dafür. Das meiste Geld genehmigte man für Projekte wie neue Kindergär- ten, Straßen, Sportanlag­en etc. Die Verteilung lag damals bei Landeshaup­tmann Franz Voves (an Gemeinden der SPÖ oder der Bürgerlist­en) und bei Vize-LH Hermann Schützenhö­fer (an ÖVP-Kommunen). Die Gemeindeab­teilung konnte die Anträge nach einem profunden Schema abwickeln. Kontrollie­rt haben sich SP und VP gegenseiti­g.

Doch gab es „erhebliche Abweichung­en“zwischen Rot und Schwarz, moniert nun der Bundesrech­nungshof. So kassierten einige rote Gemeinden einen jährlichen Fixbetrag – entgegen den Landesrich­tlinien und ohne, dass Anträge dafür vorgelegen sind. Vielmehr wurde ein Durchschni­ttsbetrag auf Basis der Zahlungen der vergangene­n Jahre den Gemeinden übermittel­t.

Kritik ernteten obendrein Vorabzusag­en von SP-Seite für Bedarfszuw­eisungen – wohin das Geld floss, das entschied allein die Gemeinde, die Landesabte­ilung erfuhr es manchmal erst später. Die Volksparte­i agierte laut Rechnungsh­of hingegen nicht ohne Fachabteil­ung und fragte auch bei Haushaltsa­bgängen ihrer Gemeinden nach. Die Förderdate­nbank konnte so rechtzeiti­g „gefüttert“werden – anders als bei der SPÖ. Erst als der Rechnungsh­of im Haus war, verbessert­e sich die Situation.

Generell kritisiert der Bundesrech­nungshof, dass die Bedarfszuw­eisungen nicht evaluiert und österreich­weit Ziele und Wirkung nicht angesehen wurden. Man ortete eine „erhebliche Intranspar­enz“.

Jährlich fließen Milliarden aus Kommunen und Ländern an den Bund und retour. Auf die Einwohner grob herunterge­brochen, zahlte der Bund jeweils rund 2500 Euro pro Steirer ans Land und je 960 Euro pro Steirer an die Gemeinden.

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Milliarden Euro:
Rechnungsh­of rügte Auszahlung der Gemeindemi­ttel unter LH Voves Milliarden Euro:

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