Spaltet einen Bezirk
Damit argumentiert das Ministerium auch die Größe des Quartiers. Bei zu kleinen Einheiten sei der Aufwand für die notwendige Logistik viel zu teuer, so Seethaler.
„Vorerst 100 Asylwerber“
Ursprünglich waren ja 200 Asylwerber in der Nordberggasse geplant, nach politischen Interventionen wurde die Zahl auf 100 gedrückt. Wobei: Bei dieser Zahl verwendet Seethaler das Wörtchen „vorerst“: „vorerst 100 Asylwerber“. Was das heißt, will einer energisch wissen – und bekommt keine Antwort.
Nach weiteren politischen Interventionen wurde festgelegt, dass nicht ausschließlich unbegleitete Minderjährige im Heim untergebracht werden, sondern zur Hälfte auch Familien. Diese Information wird großteils mit zustimmendem Nicken entgegengenommen – eine transparente Planung sieht freilich anders aus.
Den zweitgrößten Applaus an diesem Abend bekommt einer, der die Frage nach den großen Abwesenden stellt: „Wo ist denn Bürgermeister Siegfried Nagl heute? Oder der für Integration zuständige Stadtrat Kurt Hohensinner? Oder der in Andritz wohnende Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer?“Tatsäch- lich waren am Podium nur zwei Beamte des Innenministeriums und zwei Vertreter der Firma ORS, die im Auftrag des Ministeriums die Asylwerber in ganz Österreich betreut. Kein einziger Spitzenpolitiker von Stadt oder Land stellt sich der Diskussion mit den Bürgern.
Den stärksten Applaus bekommt kurz zuvor eine Frau, die sich schämt. Es sei „beschämend und widerlich“, wie Menschen, die niemand im Raum kenne, „als Mörder und Vergewaltiger verdächtigt werden“, ruft sie.
Der Graben bleibt
Das Statement zeigt: Der Graben zwischen den zwei Blöcken im Saal ist nach der Veranstaltung genauso tief wie vorher. Als einer sagt, es brauche eine Willkommenskultur, „denn wie man in den Wald hineinruft, kommt es auch heraus“, erntet er zwar viel Applaus, allerdings durchsetzt von lautstarken Buhrufen.
Beobachter erinnerte diese Bürgerinformationsveranstaltung gestern Abend an eine ähnliche Veranstaltung zwei Monate zuvor im Bezirk St. Leonhard. Auch dort gingen die Wogen wegen eines neuen Asylquartiers hoch – seitdem ist es laut Polizei und Caritas aber vollkommen ruhig.