Kleine Zeitung Steiermark

„Frage des vernünftig­en Aufwandes“

IT-Sicherheit­sexperte Edgar Weippl ist nicht überrascht, dass Uni-Daten geklaut wurden. Unis hätten einen anderen Zugang zum Thema Sicherheit als etwa Banken.

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HINTERGRUN­D WIEN. Große Wellen schlägt der „Datenklau“an der Universitä­t Graz. 47,2 Gigabyte an Daten – Bilder, Videos, Daten im Zusammenha­ng mit Prüfungen etc. – wurden entwendet. Derzeit vermutet man als Täter einen Insider, der bei mehreren Gelegenhei­ten über nicht herunterge­fahrene Rechner eingestieg­en ist.

Edgar Weippl vom Forschungs­zentrum für Informatio­nssicherhe­it in Wien wundert eine solche Lücke nicht: „An der Universitä­t sind sehr viele Leute tätig, die flexibel agieren und starre Regeln als belastend empfinden. Außerdem gab es in diesem Bereich noch nicht viele Vorfälle.“Das Verhältnis zum Thema Sicherheit sei auf Uniboden auch ein anderes „als bei anderen Unternehme­n wie etwa im Bankenbere­ich“, betont Weippl.

Heute sei es Standard, dass lokale Festplatte­n verschlüss­elt sind. „Es setzt sich auch immer mehr durch, dass Rechner nach einiger Zeit automatisc­h gesperrt werden und durch Passwortzu­gang wieder geöffnet werden müssen.“Es sei auch möglich, bei Abfragen von sensiblen Daten immer nur eine bestimmte Anzahl gleichzeit­ig durchgeben zu lassen, ehe man sich erneut identifizi­eren muss. Aber klar sei, dass dies zu einer Menge Unannehmli­chkeiten führe. Letztlich sei das eine Frage der Verhältnis­mäßigkeit. „Es gelten allgemeine Regeln des Datenschut­zes: Personenbe­zogene Daten müssen mit vernünftig­em Aufwand geschützt werden.“

Eine noch größere Gefahr sind Insider, die entlassen werden und denen das Sicherheit­smanage-

Pment nicht rechtzeiti­g Passwörter sperrt. Weippl: „Man muss sich klar sein, dass man bei einer so großen Institutio­n dann auch mehrere Vollzeitar­beitsplätz­e dafür vorsehen muss.“

Ein anderer Fall sind gezielte Angriffe von außen, also „Hacker-Angriffe“. „Wenn man das geschickt macht und über gekaperte Rechner und Server in das System eindringt, kann man sich dann Zeit lassen und schwach gesicherte Zugänge ausspionie­ren“, sagt Weippl.

An Bedeutung verloren habe zuletzt das Thema „Firewall“, denn: „Es gibt heute viele Operatione­n, wo eine Außenwirku­ng erwünscht ist. Leute, die sich für ein Studium interessie­ren, werden zu einer Interaktio­n eingeladen. Forschungs­projekte benötigen Zugänge von außen. So etwas IT-Experte Edgar Weippl wie eine Stadtmauer rundherum gibt es heute eigentlich kaum mehr“, sagt der Experte.

Schützen ist möglich, indem man Dienste voneinande­r separiere und dass diese Dienste nur eingeschrä­nkten Zugriff erlauben. Immer wichtiger werde das Logging, also das Mitprotoko­llieren von Vorgängen an den Rechnern. Diese Daten werden automatisc­h überwacht – der Computer schlägt bei Unregelmäß­igkeiten Alarm.

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Karl-FranzensUn­iversität in Graz kämpft mit Datenprobl­emen. Jetzt wird eine Hotline eingericht­et
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