Mit tiefen Gravuren im
Sonja Harter zeigt sich in ihrem dritten Lyrikband reifer denn je als Komponistin brüchiger Lebensmelodien.
Im Jahr 2004 suchte die Kleine Zeitung nach „Morgen-Sternen“, also nach leuchtenden Talenten, denen wir eine große Zukunft prophezeiten. Zu dieser Zeit ging Sonja Harters Stern gerade auf. Damals erst 21, war die Grazerin schon zu einer im besten Sinne des Wortes merkwürdigen Stimme der jungen Literaturszene he- Sonja Harter, geboren am 16. 2. 1983 in Graz, lebt heute in Wien. Seit 2001 Veröffentlichungen, bisher zwei Lyrikbände bei Leykam, etliche Literaturpreise. Kulturredakteurin bei der APA/Austria Presse Agentur. einstichspuren.wordpress.com
Die Grazer Burgschauspielerin Stefanie Dvorak liest aus „ landpartiestorno“. Die Musik kommt vom ECM-Album „ Leucocyte“des schwedischen Pianisten Esbjörn Svensson, der 2008 beim Tauchen tödlich verunglückte. rangewachsen. Friederike Mayröcker und Alfred Kolleritsch – selbst Orfea und Orfeo – förderten den Wuchs noch und stellten somit Qualitätsgütesiegel aus.
Nicht erst jetzt, nach fast elf Jahren, kann man Harter getrost als Fixstern am heimischen Literaturhimmel betrachten. Und das, obwohl sich die ehemalige Germanistik- und Slawistikstudentin eigentlich rarmacht. Taucht sie aber auf, dann groß. So etwa seit September an den Fassaden des Grazer Kunsthauses: ich kenn das nicht. / das kenn ich nicht. / noch nicht. / nicht. / irgendwann / kenn ich das auch.
„Irritation“hat Harter für diese riesigen Textinstallationen versprochen. Bemüht man die lateinische Herkunft „irritare“, gilt das für ihre gesamte Lyrik: Denn Reiz, Anregung, Bewegung ste-