Vor 15 Jahren schien der Fall ZUR PERSON
Der „Tatort“über pseudoreligiös indoktrinierte Kinder erinnert an die Fälle Kampusch und Fritzl: der Wiener Regisseur Umut Dag˘ über seinen ersten Fall und die Angst vor dem Verriss.
Es ist ein düsterer „Tatort“: Ein Mädchen wird 15 Jahre von ihrem Peiniger gefangen gehalten. Als er stirbt, bleibt sie verstört zurück.
Wie kommt man als junger Filmemacher aus Österreich zu einem „Tatort“aus Deutschland? UMUT DAG:˘ Dem Redakteur haben meine bisherigen Filme gefallen und so wurde ich gefragt. Anfang Jänner 2015 kannte ich das Buch und Mitte Februar begannen die Dreharbeiten. Es ging also alles ziemlich schnell.
Tut es Ihnen eigentlich leid, dass Ihr erster „Tatort“der vorletzte für das Ermittlerduo in Konstanz ist? DAG:˘ Nein. Für mich war das eher die Chance, dass man vielleicht auf der Zielgeraden noch einmal alles rausholen kann.
Für „Tatort“-Fans hat der Sonntagabend fast schon etwas Heiliges. Gleichzeitig wird jedes Detail auf Twitter verrissen. Kann man sich darauf vorbereiten? DAG:˘ Man kann es versuchen und sich einreden, dass das Einzelmeinungen sind. Aber es trifft einen, weil immer sehr viel Kraft, Energie und Lebenszeit in einem Film stecken. Die Zuschauer sind nur 90 Minuten dabei. Viele ur-
Umut Dag˘ am „Tatort“-Set teilen schon während dieser Zeit und sind nur noch mit der halben Aufmerksamkeit dabei.
Dieser Fall weckt sofort Assoziationen an den Kriminalfall Natascha Kampusch. War das der Anlass für die Geschichte? DAG:˘ Der Drehbuchautor Marco Wiersch hatte die Idee zu dem Film nach den Anschlägen am 11. Umut Dag,˘ geboren 1982 in Wien, ist Regisseur und Drehbuchautor. Studium an der Vienna Business School, später Regiestudium bei Peter Patzak und Michael Haneke an der Filmakademie Wien. Filme: „Papa“, „Kuma“, „Risse im Beton“, fünf „Copstories“(TV) Preise: u. a. bester DiagonaleKurzspielfilm 2011 („Papa“). September 2001. Er war lange in Kontakt mit der Redaktion für eine Geschichte über junge Menschen, die pseudoreligiös indoktriniert werden. Der Redaktion schien das aber damals zu unglaublich, noch dazu wollte man niemanden auf falsche Ideen bringen. Ein paar Jahre später kam der Fall Kampusch ans Licht