Strache lässt Stenzel fallen
Nicht nur die ÖVP, auch die FPÖ erlebt ein HofburgWaterloo. Strache lässt wegen interner Widerstände Stenzel fallen. Nun soll Norbert Hofer in den Ring steigen.
Am Dienstag schien die Welt für Heinz-Christian Strache und Herbert Kickl noch in Ordnung zu sein. Wochenlang hatten der FPÖ-Chef und sein Chefstratege darüber beraten, wen die Freiheitlichen ins Rennen um die Hofburg schicken würden. Einige der möglichen Kandidaten wurden in Umfragen abgetestet, andere wie etwa Nahostexpertin Karin Kneissl, sagten gleich ab. Um auf Nummer sicher zu gehen, wurden etwa die Internetadressen von Ursula Stenzel, Johann Gudenus, Norbert Hofer oder auch von Volksanwalt Peter Fichtenbauer reserviert.
Vor 48 Stunden schien alles auf Schiene zu sein – für Strache und Kickl zumindest: Die einstige ORF-Starmoderatorin, spätere EU-Politikerin und blaue Quereinsteigerin Ursula Stenzel sollte im Kampf um die Hofburg für die Freiheitlichen in den Ring steigen und den anderen Kontrahenten, insbesondere bürgerlichen Kandidaten wie Andreas Khol (ÖVP) oder Irmgard Griss, Angst und Schrecken einjagen – und Stimmen abjagen. Ein hochrangiger FPÖFunktionär meinte Dienstagnachmittag zur Kleinen Zeitung im vertraulichen Gespräch: „Die Würfel sind gefallen. Stenzel macht es.“Auch andere FPÖ-Funktionäre bestätigten die interne Festlegung. Andere Medien berichteten ähnlich.
Facebook-Kaiser
Kein anderer Politiker weiß sich der sozialen Medien so erfolgreich zu bedienen wie Stra- che, keiner nutzt sie so intensiv als Informationskanal. Mit professionellen Kurzvideos, bisweilen deftigen Botschaften und der Verlinkung zu brisanten Zeitungsartikeln konnte Strache bereits mehr als 314.000 Fans auf seine Seite locken, Kanzler Werner Faymann oder Grünen-Chefin Eva Glawischnig schaffen nicht einmal 25.000. Als dann Strache gestern Vormittag via Facebook die Bekanntgabe des freiheitlichen Präsidentschaftskandidaten – ohne Namen – für heute, 11 Uhr, verkündete, schien das Rennen gelaufen zu sein.
Blauer Shitstorm
Doch in den darauffolgenden Stunden ergoss sich ein wahrer Shitstorm auf Straches Facebook-Seite. „Um Gottes willen. Ihr verliert eure dazugewonnenen Stimmen wieder. Was macht eine 70-Jährige in der Politik?“, postete eine Frau. „Bitte Leute, alles nur nicht Stenzel!“oder „Ich habe echt gehofft, HC wäre gescheiter“war zu lesen. Ob die Reaktionen zufällig so ausfielen oder ob der Shitstorm orchestriert war, bleibt offen. Der Facebook-Kaiser ist über seine Facebook-Fans gestolpert.
Am Nachmittag machte plötzlich das Gerücht die Runde, Norbert Hofer, der Dritte Nationalratspräsident, sei doch wieder im Rennen. Das war insofern überraschend, als der 44jährige Burgenländer am Dienstag in einem ausführlichen Gespräch mit der Kleinen Zeitung darlegte, warum er nicht zu einer Kandidatur bereit sei. Hofer geht seit einem Sportunfall 2003 auf Krücken, in freiheitlichen Kreisen genießt Hofer, der nie durch rechtsradikale Aussagen auffiel, quer über alle Lager höchstes Ansehen.
Am Abend erfolgte dann die Bestätigung: „Es wird eine Überraschung geben“, so ein hoher FPÖ-Politiker vertraulich. „Gestern sah die Welt noch anders aus, Norbert Hofer hat sich doch bereit erklärt.“Und der entlarvende Nachsatz: „Ich bin froh darüber.“Über Details wollte er nicht sprechen, offenkundig hatte ein Aufstand der Burschenschafterfraktion die Kandidatur der blauen Quereinsteigerin, die vor einem Jahr noch ÖVP-Politikerin war, verhindert. Auch sollen sich die oberösterreichische und die steirische Landespartei, denen es nach ihren jüngsten, spekta-