Kleine Zeitung Steiermark

Ein Mächtiger, der aufräumen wollte

Wolfgang Peschorn ist seit zehn Jahren Chef der Finanzprok­uratur.

- THOMAS CIK

Die einen sagen: Er ist ein brillanter Jurist, kann Situatione­n rasch einschätze­n und kennt die Minenfelde­r in diesem Land. Die anderen sagen: Er ist ein Blender und Dampfplaud­erer, dessen Stil in der Hypo-Aufarbeitu­ng das Land Milliarden gekostet hat.

Fest stehen die biografisc­hen Eckpfeiler. Wolfgang Peschorn, in Graz aufgewachs­en, ausgebilde­t zum Juristen und Klarinetti­sten, Vater von drei Kindern, verheirate­t mit einer Ärztin und seit zehn Jahren Präsident der Finanzprok­uratur. Als solcher ist der Experte für Abgaben- und Wirtschaft­srecht de lege Anwalt und Berater der Republik und ihrer Unternehme­n. Nicht selten wird er in dieser Rolle als „der mächtigste Beamte des Landes“bezeichnet.

Nur dürfte Peschorn in den letzten Jahren diese Rolle zu intensiv ausgelebt haben. Als die Hypo verstaatli­cht wurde und te er die Hypo lieber anhand der handelnden Personen sezieren sollen. Dann wären wir jetzt weiter“, heißt es aus Justizkrei­sen. Der kurzzeitig­e Hypo-Aufsichtsr­atschef Johannes Ditz formuliert­e es – aus wirtschaft­licher Sicht – noch prägnanter: „Man hat eine Bank zu Tode untersucht.“

Mit Jahresende läuft Peschorns Vertrag aus, die Wiederbest­ellung ist offen. Sie hängt auch davon ab, wo die Finanzprok­uratur künftig angesiedel­t sein wird. Bleibt sie beim Finanzmini­sterium oder wechselt sie zum Kanzleramt, hat Peschorn gute Karten, Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er hingegen ist nicht gut auf Peschorn zu sprechen, zu offen kritisiert­e er ihn wegen seiner Gutachtert­ätigkeiten. Zuvor hat Peschorn aber heute seinen Auftritt vor dem Hypo-U-Ausschuss, wo er statt mit Redseligke­it wohl eher mit Spitzfindi­gkeit glänzen wird.

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Wolfgang Peschorn ist heute vor dem Hypo-U-Ausschuss

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