Ein Mächtiger, der aufräumen wollte
Wolfgang Peschorn ist seit zehn Jahren Chef der Finanzprokuratur.
Die einen sagen: Er ist ein brillanter Jurist, kann Situationen rasch einschätzen und kennt die Minenfelder in diesem Land. Die anderen sagen: Er ist ein Blender und Dampfplauderer, dessen Stil in der Hypo-Aufarbeitung das Land Milliarden gekostet hat.
Fest stehen die biografischen Eckpfeiler. Wolfgang Peschorn, in Graz aufgewachsen, ausgebildet zum Juristen und Klarinettisten, Vater von drei Kindern, verheiratet mit einer Ärztin und seit zehn Jahren Präsident der Finanzprokuratur. Als solcher ist der Experte für Abgaben- und Wirtschaftsrecht de lege Anwalt und Berater der Republik und ihrer Unternehmen. Nicht selten wird er in dieser Rolle als „der mächtigste Beamte des Landes“bezeichnet.
Nur dürfte Peschorn in den letzten Jahren diese Rolle zu intensiv ausgelebt haben. Als die Hypo verstaatlicht wurde und te er die Hypo lieber anhand der handelnden Personen sezieren sollen. Dann wären wir jetzt weiter“, heißt es aus Justizkreisen. Der kurzzeitige Hypo-Aufsichtsratschef Johannes Ditz formulierte es – aus wirtschaftlicher Sicht – noch prägnanter: „Man hat eine Bank zu Tode untersucht.“
Mit Jahresende läuft Peschorns Vertrag aus, die Wiederbestellung ist offen. Sie hängt auch davon ab, wo die Finanzprokuratur künftig angesiedelt sein wird. Bleibt sie beim Finanzministerium oder wechselt sie zum Kanzleramt, hat Peschorn gute Karten, Justizminister Wolfgang Brandstetter hingegen ist nicht gut auf Peschorn zu sprechen, zu offen kritisierte er ihn wegen seiner Gutachtertätigkeiten. Zuvor hat Peschorn aber heute seinen Auftritt vor dem Hypo-U-Ausschuss, wo er statt mit Redseligkeit wohl eher mit Spitzfindigkeit glänzen wird.