Der schwere Schritt in die Flucht
Aus der letzten großen Fluchtbewegung nach Österreich im Bosnienkrieg lassen sich auch Erkenntnisse für heute gewinnen.
Es ist nie leicht, Freunde und Familie und die Heimat zu verlassen. Man hofft natürlich, dass man zurückgehen kann.“Armina Galijas weiß genau, wovon sie spricht. Die Historikerin am Zentrum für Südosteuropäische Studien an der KarlFranzens-Universität Graz musste selber flüchten, als zwischen 1992 und 1995 der jugoslawische Staat zerbrach. Die damals 18-jährige Bosnierin aus Banja Luka kam zunächst nach München, ehe sie über mehrere Schritte 2005 nach Österreich und 2011 nach Graz kam. Mit dem Thema der Vertreibung und dem Los der Flüchtlinge im damaligen Krieg hat sie sich anhand einer Lokalstudie zu Banja Luka in ihrer Dissertation befasst (Eine Stadt im Krieg. Der Wandel der bosnischen Stadt Banja Luka). „Lange haben es die Menschen nicht wahrhaben wollen. Es wollte ja niemand weg und man musste ja alles zurücklassen“, erzählt sie.
„Sehr viele Bosnier sind damals nach Österreich gekommen, etwa 90.000. Davon sind 60.000 auch hiergeblieben und sie haben sich eigentlich alle gut integriert. Sie sind gut ausgebildet und sprechen sehr gut Deutsch“, erzählt die Forscherin, die nicht nur über die Familie, sondern auch über viele Freunde studieren kann, was aus den ehemaligen Flüchtlingen geworden ist. „Zeitweilig waren allein die Mitglieder meiner eigenen Familie auf 16 verschiedene Länder verstreut“, berichtet sie.
Welche Regeln gelten
„Als Flüchtling kommt man irgendwo hin und steht plötzlich ganz alleine da. Das ist sehr dramatisch.“Gegenüber der jetzigen Flüchtlingswelle sei es vor 20 Jahren deshalb einfacher gewesen, „weil sich die Menschen optisch nicht so sehr unterscheiden“. Auch sonst gab es eine ganz andere Nähe: „Als ich mit 18 Jahren geflüchtet bin, kannte ich München schon von fünf Besuchen davor. Ich wusste, was mich er-