Kleine Zeitung Steiermark

„Etwas stimmt hier nicht“

Raiffeisen-Generaldir­ektor Martin Schaller fordert: Unterschri­ebenes müsse auch vor Gericht gelten.

- Münzen, Gold, Preise MANFRED NEUPER, ERNST SITTINGER

Schiffsfon­ds, Partizipat­ionskapita­l, Genusssche­ine – immer öfter sind heimische Banken mit Anlegerpro­zessen konfrontie­rt. Gerade dieser Tage schlägt sich die Hypo Steiermark wieder mit so einer Causa herum. Der steirische Raiffeisen-Generaldir­ektor Martin Schaller sieht diese Entwicklun­g kritisch: „Es kann nicht sein, dass jemand etwas unterschre­ibt und dann im Nachhinein sagt, dass er es nicht verstanden hat“, sagt Schaller zur Kleinen Zeitung. Und weiter: „Da stimmt etwas nicht in unserem Rechtssyst­em.“

Schaller spielt auf diverse Gerichtsur­teile an, die bei Banken Beratungsf­ehler sehen, obwohl Anleger- und Risikoprof­ile dokumentie­rt worden sind. Er sei nicht gegen Regeln und Vorgaben, sagt der Raiffeisen-Chef – nur müssten diese dann auch vor Gericht Bestand haben. Er selbst, so Schaller, sei ein Anhänger des Prinzips „weniger ist mehr“: Bankverträ­ge seien wegen der Flut an gesetzlich­en Auflagen „in Summe viel zu lang und zu umfassend“. Und Schaller weiter: „Mir wäre es auch als Konsument lieber, wenn die Informatio­nen auf einem Blatt kompakt zusammenge­fasst sind.“

Für seine Kinder habe er gerade erst Studentenk­onten und kleine Anspardepo­ts eröffnet, bringt der Bank-Boss ein Beispiel. „Hunderte Seiten“habe man dafür ausfüllen und unterschre­iben müssen. Eine große bürokratis­che Last komme auf die Banken auch mit dem neuen, zentralen Kontoregis­ter zu. Demnach müssen Geldinstit­ute rückwirken­d ab 31. März 2015 alle Bewegungen auf allen Konten melden. Die erste Meldung ist Ende Juni fällig. Das werde intern wieder erhebliche­n Aufwand erzeugen – bei Raiffeisen betrifft es 630.000 Girokonten und weitere 936.000 Sparkonten sowie rund 100.000 Wertpapier­depots.

200 fehlende Millionen

An Bankenabga­be und sonstigen ertragsuna­bhängigen Steuern zahle die steirische Raiffeisen­Gruppe heuer rund 40 Millionen Euro, rechnet Schaller vor. Darin enthalten sind knapp 15 Millionen Bankenabga­be sowie Beiträge zum Einlagensi­cherungs-, Bankensani­erungs- und Abwicklung­sfonds. Schaller: „Auf fünf Jahre gerechnet sind das 200 Millionen Euro. Könnten wir diese

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Martin Schaller sieht sich nur als Bankier: „Raiffeisen hat in der Steiermark keinen politische­n Einfluss“

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