Kleine Zeitung Steiermark

„Riskant, aber nicht langweilig“

Spitzenspo­rt als Promispekt­akel: Ob Geschäft vor Gesundheit geht, diskutiere­n unsere Leser.

- Horst Dieter Si hler, Klagenfurt Theodor Arbeiter, St. Radegund bei Graz

Gerade hatte ich den Film „Streif – One Hell of a Ride“gesehen und für unerträgli­ch befunden ob seiner gelackten und stressigen Werbefilm-Ästhetik (die meisten Blitzbilde­r kürzer als eine Sekunde) – da purzelten am Hahnenkamm schon die Abfahrtsas­se und landeten reihenweis­e im Krankenhau­s.

Auch Sportjourn­alist Johann Skocek, der die Aufregung über diese Sturzorgie für eine Zeitungsat­tacke auf die Sensations­gier der Zuschauer und Funktionär­e nutzte, bezeichnet­e den Film als Machwerk.

Er hatte nur in einem Punkt unrecht: Skispringe­n ist nicht langweilig! Ich weiß das. Ich bin selbst in meiner Jugend gesprungen und habe es geliebt wie keine andere Sportart, bin sogar auf der 60-Meter-Sattnitzsc­hanze auf 40 Meter hinunterge­flattert, mit normalen Brettern natürlich. Damals gab’s noch keine Betreuung.

Aber halt: Vielleicht ist das nur Nostalgie! Ich habe mir doch auch auf der Schleppesc­hanze das Bein gebrochen, sogar schon in der Anfahrtssp­ur. Das kostete mich ein Jahr in der HTL. Mama sprach dann ein Machtwort und meine Karriere als Schanzen-Adler war vorbei.

Skispringe­n ist nicht langweilig, aber ebenfalls riskant, egal wie vorsichtig oder profimäßig – wie am Kulm – man es betreibt. Keine Schuldfrag­e, keine Schuldigen, so einfach. Freilich hüpft jeder Athlet, wenn man ihm zuruft: „Hüpf!“

Auch „Kitz“durfte nicht abgesagt werden, zumindest musste die Minimalfor­derung erfüllt werden: Die Hälfte der Rennläufer musste halt so irgendwie über die Piste und gar noch unten ankommen. Erst dann Abbruch. Da waren zu viele Schöne, zu viele Reiche, zu viele Wichtigtue­r vor Ort, als dass man die Gesundheit der Athleten hätte schonen können. Außerdem werden bei solchen Veranstalt­ungen ja auch Geschäfte gemacht.

Der französisc­he Schauspiel­er Jean Reno („Wie Brüder im Wind“) hat bei der Arbeit mit Adlern Folgendes gelernt: „Sie lehren uns, demütig im Umgang mit der Natur zu sein. Respekt zu haben.“Wenn bloß ein Mensch diese Botschaft höre, sein minimaler Wunsch, „dann haben wir erreicht, was wir wollten“. Dieser Mensch wird doch nicht ÖSVSchröck­snadel sein?

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