„Riskant, aber nicht langweilig“
Spitzensport als Promispektakel: Ob Geschäft vor Gesundheit geht, diskutieren unsere Leser.
Gerade hatte ich den Film „Streif – One Hell of a Ride“gesehen und für unerträglich befunden ob seiner gelackten und stressigen Werbefilm-Ästhetik (die meisten Blitzbilder kürzer als eine Sekunde) – da purzelten am Hahnenkamm schon die Abfahrtsasse und landeten reihenweise im Krankenhaus.
Auch Sportjournalist Johann Skocek, der die Aufregung über diese Sturzorgie für eine Zeitungsattacke auf die Sensationsgier der Zuschauer und Funktionäre nutzte, bezeichnete den Film als Machwerk.
Er hatte nur in einem Punkt unrecht: Skispringen ist nicht langweilig! Ich weiß das. Ich bin selbst in meiner Jugend gesprungen und habe es geliebt wie keine andere Sportart, bin sogar auf der 60-Meter-Sattnitzschanze auf 40 Meter hinuntergeflattert, mit normalen Brettern natürlich. Damals gab’s noch keine Betreuung.
Aber halt: Vielleicht ist das nur Nostalgie! Ich habe mir doch auch auf der Schleppeschanze das Bein gebrochen, sogar schon in der Anfahrtsspur. Das kostete mich ein Jahr in der HTL. Mama sprach dann ein Machtwort und meine Karriere als Schanzen-Adler war vorbei.
Skispringen ist nicht langweilig, aber ebenfalls riskant, egal wie vorsichtig oder profimäßig – wie am Kulm – man es betreibt. Keine Schuldfrage, keine Schuldigen, so einfach. Freilich hüpft jeder Athlet, wenn man ihm zuruft: „Hüpf!“
Auch „Kitz“durfte nicht abgesagt werden, zumindest musste die Minimalforderung erfüllt werden: Die Hälfte der Rennläufer musste halt so irgendwie über die Piste und gar noch unten ankommen. Erst dann Abbruch. Da waren zu viele Schöne, zu viele Reiche, zu viele Wichtigtuer vor Ort, als dass man die Gesundheit der Athleten hätte schonen können. Außerdem werden bei solchen Veranstaltungen ja auch Geschäfte gemacht.
Der französische Schauspieler Jean Reno („Wie Brüder im Wind“) hat bei der Arbeit mit Adlern Folgendes gelernt: „Sie lehren uns, demütig im Umgang mit der Natur zu sein. Respekt zu haben.“Wenn bloß ein Mensch diese Botschaft höre, sein minimaler Wunsch, „dann haben wir erreicht, was wir wollten“. Dieser Mensch wird doch nicht ÖSVSchröcksnadel sein?