Ein Hochamt für die Ohren
„Saxophongott“James Carter in Feldbach.
DONNERSTAG,
28. JÄNNER 2016, SEITE 55 GRAZ. „Musik und besonders Jazz ist eine Kunst des Augenblicks.“Sagt James Carter. Den Augenblick nutzt der Sohn einer Musikergroßfamilie aus Detroit, seit er mit elf zum Saxophon griff. Und nicht erst heute, mit 46, zählt er zu den innovativsten Jazzern seines Fachs, der mit schrägen Klangeffekten Traditionen scharf gegen den Strich bürstet und nicht zuletzt mit „Growling“– also dem knurrenden Singen durch das Mundstück – unvergleichlich durch sein Instrument spricht.
Sooft der Amerikaner mit der atemberaubenden Technik in die Zukunft weist, heißt das nicht, dass er die Vergangenheit vergessen hat, im Gegenteil: Carter, der in Robert Altmans Verbrecherdrama „Kansas City“aus 1996 seinen großen Kollegen Ben Webster mimte, ist tief in der afroamerikanischen Kultur verwurzelt und lebt seine Liebe zum klassischen Jazz weidlich aus, indem er etwa die Cotton-Club-Atmosphäre heraufbeschwört.
Wenn Carter nun „Django Unchained“verspricht, dann ist nicht Christoph Waltz der heimliche Gast, sondern Django Reinhardt. Der Geist des bienenfingrigen Gitarristen wehte durch das Radio zu James C., als dieser gerade einmal 14 war. Den Gypsy-Swing hat er mühelos von den Saiten auf die Klappen transponiert, wie der als „moderner Saxophongott“apostrophierte Kreativkopf heute auch bei seinem Sensationskonzert für den „kunstduenger“beweisen wird. Hände falten muss dabei übrigens keiner, aber ein Hochamt für die Ohren ist bei James Carter immer garantiert. Live in Feldbach: James Carter James Carter Organ Trio: heute, 19.30 Uhr, zentrum Feldbach. Karten: Tel. 0664 383 9999, kunstduenger. st