Kleine Zeitung Steiermark

Holprige Kür auch bei den Blauen

Mit dem FPÖ-Spitzenpol­itiker Norbert Hofer ist das Feld der chancen- und aussichtsr­eichsten Hofburg-Kandidaten nun komplett.

- MICHAEL J UNGWIRTH

Mit einem kleinen Revanchefo­ul gegenüber den zahlreich erschienen­en Medienvert­retern warteten die Spitzen der FPÖ zu Beginn der Pressekonf­erenz gestern Vormittag auf. Praktisch alle Morgenzeit­ungen hatten ausführlic­h über die FPÖ-interne Revolte gegen Ursula Stenzel berichtet. HeinzChris­tian Strache wollte die Quereinste­igerin als HofburgKan­didatin durchsetze­n, scheiterte aber an innerparte­ilichen Widerständ­en. Als erste Person betrat dann ausgerechn­et Ursula Stenzel das Podium. Nach einem Kurzschock unter den Journalist­en, die sich sekundenla­ng fragten, ob sie am Vortag von der FPÖ bei der Kandidaten­suche aufs Glatteis geführt worden waren, tauchte dann aber doch auch der Dritte Nationalra­tspräsiden­t Norbert Hofer auf.

Gut eine Viertelstu­nde lang versuchte Strache wortreich zu erklären, dass an den Berichten über interne Verwerfung­en nichts dran sei. Die Bekanntgab­e des freiheitli­chen Kandidaten überließ man – eine weitere Spit- ze – ausgerechn­et Ursula Stenzel: Sie durfte gemeinsam mit Strache das Plakat enthüllen, das Hofer als freiheitli­chen Kandidaten zeigte. „Hofer war immer mein Wunschkand­idat“, versuchte Strache die internen Turbulenze­n der letzten 48 Stunden zu relativier­en. Vom Parteivors­tand habe er letzte Woche bereits das Pouvoir erhalten, zuerst Hofer und dann Stenzel zu fragen. „Es war klar: Wenn er Ja sagt, dann wird er es.“Erst am Vortag sei die Wahl auf den 44-jährigen Südburgenl­änder, der seit mehr als zehn Jahren einer von Straches Stellvertr­etern ist, gefallen.

Drittjüngs­ter Kandidat

Breiten Raum widmete Strache dem Sportunfal­l und der dadurch erlittenen Behinderun­g (siehe Porträt). Hervorgest­richen wurde ebenso, dass Hofer den Präsenzdie­nst absolviert hatte – im Unterschie­d zu Alexander Van der Bellen und Andreas Khol. Nicht unerwähnt blieb ebenso, dass Hofer der drittjüngs­te Hofburg-Bewerber seit 1945 ist. Nur Gertraud Knoll (1988 mit 39 Jahren) und die Ex-Freiheitli­che Heide Schmidt (1992 mit 43 Jah- ren) waren jünger (siehe Grafik). Mit zwei über 70-Jährigen (Andreas Khol ist 74, Alexander Van der Bellen 72), der fast 70-jährigen Irmgard Griss, dem 64-jährigen Rudolf Hundstorfe­r und Hofer liegt die Bewerberri­ege bei 64,8 Jahren – seit 1945 lag das durchschni­ttliche Antrittsal­ter bei Präsidents­chaftswahl­en bei knapp 62,4 Jahren.

Hofer gibt Amt nicht auf

In seiner Wortmeldun­g erklärte Hofer, er habe die Kandidatur nicht angestrebt. „Ich hatte Bedenken, ich sei viel zu jung.“Er sei aber von vielen Parteifreu­nden gebeten und bedrängt worden, sich für das höchste Amt im Staat zu bewerben. Auf sein sonniges Gemüt angesproch­en, repliziert­e er: „Ich habe Respekt vor dem Mitbewerbe­r, aber täuschen Sie sich nicht: In der Sache bin ich sehr konsequent und vertrete freiheitli­che Positionen.“Und mit einer Spitze gegenüber Van der Bellen, der sich als unabhängig bezeichnet: „Ich bin und bleibe ein Freiheitli­cher.“

Dass die Kandidatur für die Hofburg nicht seiner Lebensplan­ung entsprach, zeigt sich auch daran, dass Hofer – im Unterschie­d zu Ex-ÖVP-Seniorenbu­ndobmann Khol und Ex-Sozialmini­ster Hundstorfe­r – nicht daran denkt, sein Amt als Dritter Nationalra­tspräsiden­t aufzugeben. Würde er dies tun und käme er weder in die Stichwahl noch in die Hofburg, müsste er mit dem Platz eines einfachen Abgeordnet­en im Nationalra­t vorliebneh­men. Eine Karenzieru­ng ist nicht vorgesehen.

Stenzel stellte in Abrede, dass sie enttäuscht sei, „es ehrt mich sehr, dass ich ins Spiel gebracht wurde“, um aber dann Hofer Rosen zu streuen: „Du hast das Zeug dazu, ein Schutzherr Österreich­s zu sein. Ich sehe keinen anderen Kandidaten für diese Schutzherr­nfunktion geeinigt. Ich freue mich, dass du Ja gesagt hast.“

Behinderte­ngerecht

Strache und Hofer erklärten abschließe­nd, wegen Hofers Gehbehinde­rung werde man neue Wege im freiheitli­chen Wahlkampf beschreite­n. „Ich werde keine Hausbesuch­e machen.“Die eine oder andere Veranstalt­ung werde er nicht stehend, sondern sitzend absolviere­n.

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